Johannesburg Krügerrand - die beliebteste Goldmünze der Deutschen wird 50

Johannesburg · Bei knapp 1100 Grad Celsius schmilzt das Gold. Der Schmelztiegel wird angekippt, heraus fließt das wertvolle Edelmetall, feurig schimmernd wie frisch ausgespuckte Lava. Hinter hohen Mauern, elektrischem Zaun, zahlreichen Sicherheitsschleusen und massiven Tresortüren ist das Alltag in der Rand Refinery, einer der größten Goldschmelzen weltweit.

Hier, am Rand von Südafrikas Wirtschaftsmetropole Johannesburg, wird seit genau 50 Jahren die beliebteste Goldmünze der Deutschen hergestellt: der Krügerrand, der bislang gut 60 Millionen Mal verkauft wurde. "Deutschland ist unser größter Exportmarkt", erklärt Richard Collocott, Marketingdirektor bei Rand Refinery. 2016 gingen demnach rund 30 Prozent der Produktion von 1,2 Millionen Goldmünzen nach Deutschland. Dahinter folgen die Schweiz und Österreich, dann erst die USA.

Am 3. Juli 1967 wurde der erste Krügerrand zu einer Unze (31,1 Gramm) Feingold geprägt. Derzeit kostet eine Münze im Handel in Deutschland etwa 1136 Euro, rund 20 Euro mehr als ein entsprechender Barren. Auf der Vorderseite der Münze ist eine Springbock-Antilope abgebildet, auf der Rückseite das Konterfei des früheren südafrikanischen Präsidenten und Namensgebers Paul Kruger. Inzwischen gibt es auch günstigere Krügerrand-Münzen, etwa zu je einer halben oder Viertelunze Feingold.

Der Goldmünze ist eine Kupferlegierung beigemischt, um die Oberfläche gegen Kratzer zu schützen. Sie hat daher, anders als konkurrierende Münzen, 22 statt 24 Karat. Für Europas größten Goldhändler Degussa ein Vorteil: "Weil ein Krügerrand nicht verkratzt, kann man ihn immer wieder gut verkaufen", sagt Geschäftsführer Wolfgang Wrzesniok-Roßbach. Goldbarren dagegen würden beim Wiederverkauf oft einen geringeren Preis erzielen.

Bei Rand Refinery liefern Helikopter das Gold direkt aus Südafrikas Minen an. Ein Transport auf der Straße wäre zu gefährlich. "Einen Hubschrauber kann man nicht so leicht überfallen", sagt Collocott. Die Schmelze ist ein kleines Fort Knox. An einer Fertigungsstraße polieren Arbeiter fertige Barren zu je 12,5 Kilogramm. Diese sind kaum so groß wie eine Flasche Wein, doch etwa 400.000 Euro wert. Die Arbeiter packen sie fein säuberlich ein, dann verschwinden die Barren hinter einer etwa einen halben Meter dicken Tresortür. Dort warten sie auf den Helikopter, der das Gold zum Großhändler oder Kunden fliegt. Die Krügerrand-Rohlinge dagegen fliegen 40 Kilometer nach Norden, zum Bedrucken in die Münzprägeanstalt. Denn der Krügerrand ist in Südafrika legales Zahlungsmittel.

Der Krügerrand war in den 70er Jahren der Renner unter den Goldmünzen. 1978 wurde mit sechs Millionen produzierten Münzen der Höhepunkt erreicht. Doch ein Jahr später kam mit der kanadischen Maple Leaf Münze der erste Konkurrent, 1985 wurden zudem die Sanktionen gegen das Apartheidregime verstärkt. Die Produktion brach um über 90 Prozent ein. Erst als 2007 das Finanzsystem zu wanken begann, ging es wieder bergauf.

(dpa)
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