Düsseldorf/Essen Kraftwerke bescheren Eon Rekord-Verlust

Düsseldorf/Essen · Kurz vor der Aufspaltung macht sich Eon hübsch und schreibt acht Milliarden Euro ab. Wegen des Strompreisverfalls verlieren die Kohle- und Gaskraftwerke weiter an Wert. Dennoch soll die Dividende stabil bleiben - anders als bei RWE.

Die Energiewende setzt die Stromkonzerne weiter unter Druck. Branchenprimus Eon schreibt nun acht Milliarden Euro auf seine Kohle- und Gaskraftwerke ab und macht sich damit hübsch für die geplante Aufspaltung. Eon lagert zum 1. Januar die konventionelle Stromerzeugung und andere Problem-Geschäfte in seine Tochter Uniper aus.

Die Kohle- und Gaskraftwerke haben drastisch an Wert verloren. Viele sind wegen des hohen Ökostrom-Angebots unrentabel geworden. Die Abschreibungen bescheren Eon nach den ersten drei Quartalen nun einen Nettoverlust von fünf Milliarden Euro, wie Konzernkreise einen "Handelsblatt"-Bericht bestätigen. Folglich wird Eon das Jahr 2015 mit einem Rekordverlust abschließen. 2014 hatte der Verlust "nur" bei 3,1 Milliarden Euro gelegen.

Die Zahlen seien zwar nicht überraschend, Eon hatte schon im Sommer hohe Abschreibungen und Verluste angekündigt. Doch der Stimmung seien sie gleichwohl nicht zuträglich, hieß es an der Börse. Entsprechend fiel die Eon-Aktie um mehr als drei Prozent auf 9,17 Euro und gehörte zu den Schlusslichtern im Dax. Eon wollte sich nicht äußern. Heute wird Finanzvorstand Michael Sen die Zahlen vorlegen.

Gegenüber ihrem einstigen Rekordhoch hat die Aktie 80 Prozent an Wert verloren. Bei der Dividende sollen die Aktionäre die jüngste Krise aber nicht zu spüren bekommen. Der Düsseldorfer Konzern will sein Versprechen halten, 50 Cent je Aktie für 2015 zu zahlen, wie es weiter heißt. Das geht, weil die Abschreibungen nicht zahlungswirksam sind. Der um Sondereinflüsse bereinigte Nettogewinn soll (wie von Eon angekündigt) weiter zwischen 1,4 und 1,8 Milliarden Euro liegen.

Die Großhandelspreise für Strom sind wegen des steigenden Angebots an Sonnen- und Windstrom in den vergangenen Jahren dramatisch gefallen. Einst bekamen Stromerzeuger pro Megawattstunde noch 60 Euro, heute sind es 29 Euro, in Skandinavien sogar nur 24 Euro. Das trifft vor allem die modernen wie teuren Gaskraftwerke. Auch für Kohleblöcke wird es immer schwieriger. Eons Strom kommt rund zur Hälfte aus Kohle und Gas.

Umso drängender wird die Frage, womit Uniper künftig Geld verdienen wollen. Denn neben der Stromerzeugung bekommt Uniper auch das Russland-Geschäft (leidet unter dem Rubel-Verfall) und das Fördergeschäft (leidet unter dem Ölpreis-Verfall) nicht in den Griff. Da ist es für Uniper-Chef Klaus Schäfer nur ein schwacher Trost, dass er das Atomgeschäft nicht übernehmen muss, das Eon nach politischen Druck nun doch behält.

Konkurrent RWE wird morgen seine Zahlen vorlegen - und ebenfalls einen drastischen Gewinneinbruch melden. Der Essener Konzern hat bereits angekündigt, sein Sparprogramm auszuweiten. Rund 800 weitere Stellen sollen in der Kraftwerkssparte RWE Generation gestrichen werden. Zugleich soll die Dividende für 2015 gekappt werden. Im Konzern rechnet man mit 50 bis 60 Cent, wie es heißt. Für 2014 gab es noch einen Euro pro RWE-Aktie.

(anh)
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