Berlin Können Maschinen Verträge schließen?

Berlin · Beim IT-Gipfel in Berlin erlebt der Besucher, wie schwer sich Wirtschaft und Politik mit der Digitalisierung tun.

Wer Menschen aus der Digitalszene trifft, lässt sich schnell anstecken von ihrem Enthusiasmus, diesem Gefühl, die Welt mit den eigenen Ideen verändern zu können. Vielen von ihnen gelingt es tatsächlich: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, Amazon-Gründer Jeff Bezos, Google-Gründer Larry Page - sie alle haben mit einem Start-up angefangen und die Gewohnheiten der Menschen ein Stück weit verändert.

In Berlin versucht sich eine junge Gründerszene seit einigen Jahren daran, es den berühmten Vorbildern nachzutun. Die Hauptstadt ist längst auch das digitale Zentrum des Landes - aus Sicht der Bundesregierung also eigentlich logisch, hier den neunten nationalen IT-Gipfel stattfinden zu lassen.

Doch wer die Veranstaltungshalle "Arena" betritt, ist schnell ernüchtert. Von digitaler Aufbruchstimmung ist nicht viel zu spüren, stattdessen gibt es dunkle Anzüge und eine Atmosphäre wie bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank.

Das Gebäude am Ufer der Spree ist der Ort, an dem aus Visionen Realität wird. Zum Beispiel beim Thema Industrie 4.0: Da wird zwar auf dem Podium mal der Begriff "intelligente Fabrik" fallengelassen, in der Mensch und Maschine Hand in Hand miteinander arbeiten. Doch dann geht es um "Normungsprozesse", "vertikale Integration" und die Frage "wie wir möglichst große Kompatibilität herstellen".

Die Bundesregierung will Deutschland zur führenden Digitalnation in Europa machen, doch je länger man zuhört, desto mehr begreift man, warum es immer heißt, der Teufel stecke im Detail. Maschinen, die mit Maschinen kommunizieren? Gerne, aber was ist mit den rechtlichen Aspekten?

"Wir müssen uns nur das Zivilrecht anschauen: Können Maschinen eine Willenserklärung abgeben und damit Verträge schließen?", fragt Hans-Jürgen Schlinkert, Rechtsvorstand des Stahlkonzerns ThyssenKrupp. Und wie stellt man eigentlich eine sichere Verschlüsselung über Firmengrenzen hinaus sicher? Denn das wird nötig sein, wenn Firmen dank gemeinsamer Standards immer mehr Daten untereinander austauschen können - womit direkt das nächste Problem entsteht: Wem gehören diese eigentlich?

Die Diskussionen beim IT-Gipfel in der Hauptstadt zeigen, warum sich der Mittelstand oft noch so schwertut mit der Digitalisierung: In der Theorie klingt alles sehr schön, in der Praxis ist es aber oft verdammt kompliziert. Walter Schlebusch, Chef des Münchner Technologiekonzerns Giesecke & Devrient, forderte im "Handelsblatt" angesichts dieser Herausforderungen bereits, dass es beim IT-Gipfel weniger Grundsatzdiskussionen und mehr Ergebnisse geben müsse.

Immerhin: Innenminister Thomas de Maizière (CDU) unterzeichnete eine Erklärung, dass die Internet-Kommunikation in Deutschland besser verschlüsselt werden soll.

(frin)
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