Düsseldorf Krabbeln, laufen, im Internet surfen

Düsseldorf · Das Netz ist für zahlreiche Drei- bis Achtjährige ständiger Begleiter. Doch viele Eltern fürchten Gefahren.

Kinder ab drei Jahren oft im Internet unterwegs
Foto: Ferl

Die Kinder heißen Matilda, Jonathan oder Justin - egal, wen man im Bekanntenkreis fragt, alle Eltern erzählen die gleiche Geschichte: Dass sie ihrem Kind nie gezeigt hätten, wie man ein Smartphone benutzt, dass diese mit zwei, drei oder vier Jahren dafür auch noch zu klein seien. Und dennoch: Kaum liegt das Gerät unbewacht auf dem Tisch, schnappen es sich die Kleinen und fangen an, über den Touchscreen zu wischen.

Und nicht nur das Smartphone gehört längst zum Alltag von drei- bis achtjährigen Kindern, auch das Internet wird rege genutzt. "1,2 Millionen Drei- bis Achtjährige bewegen sich regelmäßig im Internet", sagt Joanna Schmölz, stellvertretende Direktorin des Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI). DIVSI hat in einer Studie untersucht, wie sich Kinder in der digitalen Welt bewegen. Ergebnis: Sie schauen Videos an, spielen oder suchen über Google und andere Suchmaschinen nach Informationen. "Ob Kinder überhaupt online sein sollten, scheint vor diesem Hintergrund von der Realität überholt", sagt Joanna Schmölz: "Es muss vielmehr diskutiert werden, wie Kindern auf eine Welt, in der kaum noch etwas ohne das Internet geht, vorbereitet werden können." Auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), die die Studie gestern vorstellte, forderte: "Kinder müssen von Anfang an die Chance haben zu lernen, wie sie souverän mit Medien umgehen."

Denn das Internet dominiert alle gesellschaftlichen Schichten gleichermaßen. Das zeigt auch die Studie. Demnach spielt das Einkommen der Eltern so gut wie keine Rolle bei der Frage, ob Kinder Zugang zu Smartphones, Konsolen oder dem Fernseher haben. Fast jedes Kind in Deutschland zwischen drei und acht Jahren kann Fernsehen schauen, jedes dritte sogar ein Smartphone und beinahe jedes zweite eine Spielekonsole bedienen. Unterschiede gibt es indes beim Nutzerverhalten: Die Studie zeigt, dass Kinder von Eltern mit niedrigeren Bildungsabschlüssen das Internet deutlich seltener zur Informationssuche oder zu Lernzwecken nutzen, dafür aber viel länger online sind - auch, weil sich ihre Eltern weniger darum kümmern, ihren Kindern den richtigen Umgang mit Medien beizubringen.

In der Mehrzahl der Haushalte ist das Internet unterdessen noch immer für den Nachwuchs tabu: Obwohl eine Mehrzahl der in der Studie Befragten digitale Medien als Chance für den Nachwuchs begreift, verbieten zwei Drittel der Eltern ihren drei- bis achtjährigen Kindern die Benutzung.

(RP)
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