Mülheim Kaiser's: Norma zieht Beschwerde zurück

Mülheim · Beim Versuch, seine Supermärkte komplett an Edeka zu verkaufen, hat Tengelmann-Chef Haub ein Problem gelöst. Angeblich bastelt er auch an einer Lösung mit Markant. Die große Frage: Was macht Hauptgegner Rewe?

Kaiser's Tengelmann: Norma zieht Beschwerde zurück
Foto: dpa, gam jhe

Neue Hoffnung für die Mitarbeiter der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann: Der Komplettverkauf an Edeka, der die mehr als 15.000 Jobs für die nächsten fünf Jahre sichern würde, scheint doch noch klappen zu können. Als erster der drei Beschwerdeführer gegen die Ministererlaubnis will die Handelsgruppe Norma ihre Beschwerde beim Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf zurückziehen. "Nach langen und intensiven Gesprächen" sei Norma zu dem Entschluss gekommen, die Beschwerde zurückzuziehen.

"Trotz weiterhin bestehender kartellrechtlicher Bedenken hat sich der Vorstand entschieden, im Sinne und zum Wohle der Beschäftigten von Kaisers Tengelmann und deren Familien einer Einigung nicht im Wege zu stehen", teilte Norma mit. Dem Vernehmen nach bekommt das Unternehmen dafür einen Ausgleich von 150 Millionen Euro.

Zuvor hatte Tengelmann die Einigung bereits öffentlich gemacht. "Ich habe mich mit dem Vorstand der Norma auf eine Rücknahme der Beschwerde verständigt", erklärte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub und machte klar, dass er auf ein Einlenken auch der beiden anderen Gegner der Übernahme hofft: "Die soziale Verantwortung gebietet es, einer solchen Lösung nicht im Wege zu stehen, wenn die daraus entstehenden möglichen Nachteile anderweitig ausgeglichen werden können. Dies ist uns gelungen, und ich hoffe, dass dies auch mit den beiden übrigen Beschwerdeführern gelingt." Ausschlaggebend für die Einigung sei letztlich vor allem gewesen, "dass angesichts des fortschreitenden Niedergangs von Kaiser's Tengelmann nur noch eine zeitnahe Gesamtübernahme, wie sie die Ministererlaubnis vorsieht, alle Arbeitsplätze sichern kann".

Angeblich verhandeln Tengelmann und Edeka auch mit Markant über eine finanzielle Entschädigung. Aber selbst wenn hier eine Einigung erzielt würde, müsste noch der Hauptgegner Rewe besänftigt werden. Dessen Vorstandschef Alain Caparros und Haub hatten sich nach dem Scheitern der Gespräche in der vergangenen Woche gegenseitig die Schuld gegeben. Im Kern ging es darum, dass zwar eine Aufteilung der Märkte im Sinne aller war, aber die nicht mit der von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel erteilten Erlaubnis in Einklang zu bringen war. Bei einer Aufteilung der Kaiser's-Märkte allein zwischen Edeka und Rewe hätte alles wiederum vom Kartellamt bewilligt werden müssen, und so viel Zeit wollte Haub wegen der angehäuften Verluste bei Kaiser's Tengelmann nicht mehr aufbringen.

Zieht Rewe dagegen seine Beschwerde zurück, wäre der Weg für die Übernahme von Kaiser's durch Edeka frei. Ohne Beschwerde, deretwegen die Ministererlaubnis auf Eis liegt, gäbe es für das Oberlandesgericht Düsseldorf keinen Grund mehr für die geplante Verhandlung am 16. November, und der Termin beim Bundesgerichtshof einen Tag zuvor, bei dem es um die Aussetzung des Übernahme-Vollzugs gehen soll, wäre auch überflüssig. Rewe wollte sich allerdings gesten auch nicht äußern. Branchenkenner sehen nun allerdings den Druck auf Caparros wachsen, falls er der Einzige sein sollte, der sich gegen den Deal mit Edeka stemmt. Womöglich, so heißt es, müssten Tengelmann und Edeka tief in die Tasche greifen, um ihren größten Widersacher zu überzeugen.

Andererseits geht es dem Rewe-Chef offenbar nicht in erster Linie ums Geld. Die Beinahe-Einigung vom 6. Oktober sah vor, dass Rewe Zugriff auf die Märkte in Nordrhein-Westfalen und Berlin bekommen und Edeka die Niederlassungen in Bayern bekommen sollte. Auf die Art und Weise wollen die Kölner verhindern, dass der Rückstand auf den Branchenführer Edeka größer wird.

(RP)
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