Berlin Kaffee zu teuer: Bahn erhebt Millionenklage gegen Tchibo

Berlin · Wegen der Beteiligung an einem Kartell zur Absprache von Kaffeepreisen verlangt die Deutsche Bahn vom Kaffeeröster Tchibo Schadenersatz in Millionenhöhe. "Wir haben Tchibo wegen der Beteiligung an Preisabsprachen zulasten der Bahn vor dem Landgericht Hamburg auf Schadensersatz verklagen müssen", sagte der Chef der neuen Bahn-Sondereinheit zur Bekämpfung von Kartellen, Tilman Makatsch. "Die genaue Höhe unserer Forderung berechnen wir noch. Wir gehen von einem Anspruch gegen Tchibo in Höhe von rund einer Million Euro aus." Tchibo will sich dazu nicht äußern.

Die Bahn hat vor wenigen Tagen eine Sondereinheit gegründet, um selbst gegen Kartelle vorzugehen. Neben Makatsch steht dem sechsköpfigen Team auch der Wettbewerbsjurist Christopher Rother vor. Rother: "Wir gehen davon aus, dass die Bahn von jedem dritten Kartell in Deutschland und Europa entweder unmittelbar oder mittelbar geschädigt worden ist. Das bedeutet für die vergangenen sechs Jahre einen Schadensersatzanspruch von deutlich mehr als einer Milliarde Euro."

Das Bundeskartellamt hat 2010 acht Unternehmen wegen illegaler Preisabsprachen im Bereich Großgastronomie zu Bußgeldern von 30 Millionen Euro verurteilt. Mit rund 250 Tonnen pro Jahr gehört die Bahn zu den größten Kaffeeabnehmern in Deutschland. Tchibo deckte bislang rund ein Viertel des Bahnbedarfs. Wie Rother berichtet, hat Tchibo einen Widerspruch gegen die Kartellbuße im vergangenen Jahr vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf zurückgezogen: "Damit hat Tchibo die Beteiligung an dem Kartell und indirekt auch einen Anspruch unsererseits eingeräumt", meint Rother.

Die Anti-Kartell-Einheit will auch von deutschen Bierbrauern Schadenersatz verlangen, denen das Kartellamt soeben Absprachen nachgewiesen hat. "Wir haben drei Jahre Zeit, Ansprüche gegen einzelne Brauer geltend zu machen", sagt Makatsch. Die Prüfung des Vorgangs stünde noch am Anfang.

(RP)
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