Berlin Jeder Zweite liest Dienst-Mails im Feierabend

Berlin · Die ständige Erreichbarkeit kann gesundheitliche Folgen haben.

Rund um die Uhr erreichbar: Fast jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland schaut nach Feierabend in dienstliche Mails. In einer Befragung der Meinungsforscher von YouGov gaben 45 Prozent an, in der Regel mindestens einmal nach Dienstschluss in ihr geschäftlichen Mails zu gucken. 20 Prozent werden zudem mindestens einmal pro Woche nach Feierabend dienstlich angerufen.

Flexibilität kann so zur Last werden. Etwa jeder Dritte empfindet die ständige Erreichbarkeit als "eher" oder "sehr belastend". Ebenfalls ein Drittel finden die Störungen im Feierabend "ein wenig belastend", nur ein Drittel sehen darin kein Problem. Jeder Dritte hat in seinem vergangenen Urlaub mindestens einmal in seine Mails geschaut. Gleichzeitig stört es 40 Prozent, wenn ihre Begleitung im Urlaub berufliche E-Mails lesen würde.

Eine aktuelle Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) bestätigte: Ständig für den Beruf auf Abruf zu stehen, kann auf die Gesundheit schlagen. Der iga gehören neben dem Verband der Ersatzkassen auch die Gesetzliche Unfallversicherung, der AOK- und BKK-Bundesverband an. Ein Fünftel der Befragten dieser Studie gaben an, in ihren Schlaf- und Erholungszeiten beeinträchtigt zu sein. Etwa ein Drittel fühlen sich im Familienleben und bei Freizeitaktivitäten gestört. Der Anteil der Beschäftigten, die wegen der ständigen Erreichbarkeit nicht zur Ruhe kommen, sei signifikant größer als bei Berufstätigen mit klar abgegrenzter Freizeit.

Gut 60 Prozent der Befragten, die in der Freizeit vom Arbeitgeber erreichbar sind, wünschen sich deshalb gesetzliche oder betriebliche Regelungen für die Erreichbarkeit. So gibt es beim Chemiekonzern Evonik wie beim Autobauer Daimler klare Regeln für den Umgang mit E-Mails nach Feierabend.

Bei den Partnern der Berufstätigen ist der Leidensdruck der iga-Studie zufolge noch höher. 83 Prozent sind für klare Regeln, fast 70 Prozent sprachen sich dafür aus, dass die Erreichbarkeit komplett wegfällt. Schon in der ersten Auflage der iga-Studie 2013 teilten alle Experten die Einschätzung, dass ständige Erreichbarkeit der Gesundheit schaden kann.

(dpa)
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