Auch NRW-Kliniken in der Krise Jedem neunten Krankenhaus droht die Pleite

Düsseldorf · Vor allem städtische Häuser schweben in Insolvenz-Gefahr. Zugleich ist der Investitionsstau in NRW besonders hoch, so der Krankenhaus-Report des RWI. Die Gesundheitsministerin weist die Kritik zurück, sie fordert mehr Kooperationen.

Auch NRW-Kliniken in der Krise: Jedem neunten Krankenhaus droht die Pleite
Foto: Ferl

Die finanzielle Lage der Krankenhäuser in Deutschland hat sich leicht stabilisiert. Doch der Investitionsstau hält an und die Pleite-Gefahr bleibt hoch. "Die Insolvenz-Wahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist 2014 weitgehend unverändert geblieben. 11 Prozent befanden sich im roten Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr", heißt es im "Krankenhaus-Report", den das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) gestern vorstellte. Das ist jede neunte Klinik. In Nordrhein-Westfalen liegen drei Prozent im roten Bereich. Weitere 13 Prozent liegen im gelben Bereich und haben Probleme, Kredite zu bekommen. Insgesamt steckt damit jede sechste NRW-Klinik in der Krise.

Für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Kliniken spielen Größe und Träger eine Rolle. Große Krankenhäuser schneiden laut RWI meist besser ab als kleine, Ketten besser als einzelne Häuser. Bei zentralen Einrichtungen (Verwaltung, Küche, Labore) lassen sich offenbar Größeneffekte erzielen. In Ostdeutschland gibt es viele große Häuser, hier ist die Insolvenzgefahr besonders niedrig. Spezialisierte Häuser sind besser als Wald-und Wiesen-Kliniken. Spezielle Eingriffe werden von den Kassen oft besser honoriert als Standard-Eingriffe.

Auch der Träger spielt eine Rolle: Bei privaten Kliniken ist das Insolvenzrisiko geringer als bei Häusern, die von Städten oder Kreisen geführt werden. Auch freigemeinnützige Kliniken haben ein geringeres Insolvenzrisiko als staatlich geführte. Insbesondere Häuser katholischer Träger stehen besser dar.

In NRW haben zuletzt 17,6 Prozent der Häuser rote Zahlen geschrieben. Damit liegt NRW ganz gut im Mittelfeld. Das große Problem sind fehlende Investitionen. Zum Erhalt des Sachvermögens (Gebäude, Operationssäle) sind laut RWI 595 Millionen Euro pro Jahr nötig. Das sind 38 Prozent des Investitionsbedarfs. Damit ist die Lücke größer als in Bayern oder Baden-Württemberg. Für diese Investitionen sind die Länder zuständig, die Träger für die Betriebskosten. Die Krankenhaus-Gesellschaft fordert einen nationalen Investitionspakt und mehr Einsatz der Kassen.

Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) wies die Kritik des RWI zurück. "Das Land stellt den Krankenhäusern pro Jahr mittlerweile 514 Millionen Euro als pauschale Förderung für Investitionen zur Verfügung." Trotz des Drucks der Schuldenbremse habe man die Mittel erhöht. "Das sind aus unserer Sicht hohe Fördersummen." Doch auch Steffens sieht Handlungsbedarf: "Wir brauchen mehr Kooperationen und Verbünde. Nicht jedes Krankenhaus muss und kann alle Fachbereiche bedienen. Häuser sollten sich auf ihre Stärken konzentrieren."

Spezialisierung und Zentralisierung hält auch das RWI für geboten. Wenn eine Klinik wenige Arten von Operationen macht, von denen aber viele, hilft das Finanzen und Patienten. Zudem müssten Kliniken und niedergelassene Ärzte stärker zusammenarbeiten, wogegen sich Fachärzte aus Sorge um ihre Pfründe oft sträuben.

(anh)
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