Berlin IWF: Deutsche Bank muss Anpassungen vornehmen

Berlin · Bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds wird Finanzminister Schäuble viele Fragen beantworten müssen.

Die Deutsche Bank muss nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) den Finanzmärkten ein funktionierendes Geschäftsmodell präsentieren. "Die Deutsche Bank gehört zu den Banken, die weiter Anpassungen vornehmen müssen, um Investoren davon zu überzeugen, dass ihr Geschäftsmodell für die Zukunft tragfähig ist", sagte IWF-Kapitalmarkt-Experte Peter Dattels in Washington. Zudem müsse klar sein, dass man Risiken aus Rechtsstreitigkeiten angehe und berücksichtige.

In Washington beginnt heute die Herbsttagung des IWF, an der auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilnimmt. Morgen treffen sich auch die Notenbankgouverneure und Finanzminister der 20 wichtigsten Nationen (G 20). Die Krise der deutschen Banken überschattet dieses Treffen, und Schäuble wird sich dazu in Washington kritischen Fragen stellen müssen. Die Bundesregierung hatte bereits klargestellt, dass es im Ernstfall keine Staatshilfe für die Deutsche Bank geben werde. Die EU habe eine Bankenunion und einen Rettungsschirm etabliert.

Ob es in Washington zu einem Treffen Schäubles mit Deutsche-Bank-Chef John Cryan kommen wird, ist offen. Möglich wäre dies auf einer Veranstaltung der Commerzbank, zu der beide eingeladen sind. Schäuble nimmt auf Einladung des US-Finanzministers Jack Lew auch an einem Treffen mit Vertretern mehrerer US-Aufsichtsbehörden teil. Cryan verhandelt derzeit mit den US-Justizbehörden über die Höhe der Strafzahlungen für die Deutsche Bank wegen fauler Hypothekenpapiere. Von der Höhe hängt ab, ob die Reserven der Deutschen Bank ausreichen.

Der IWF drängt die europäischen Banken, umgehend die Probleme mit faulen Krediten und ineffizienten Geschäftsmodellen anzupacken. Die ausfallgefährdeten Darlehen lägen bei rund 900 Milliarden Euro, sagte IWF-Experte Dattels. Die Ertragsschwäche in einem Umfeld niedriger Zinsen und geringen Wirtschaftswachstums könnte die Kapitalpuffer der Institute mit der Zeit aufzehren, mahnte der Fonds in seinem Bericht zur globalen Finanzstabilität.

Schäuble reise nach Washington in der Erwartung, "dass die anderen nicht immer über Deutschland sagen, dass wir zu wenig investieren und zu hohe Haushaltsüberschüsse haben", hieß es in Regierunskreisen. Schäuble werde auf die gestiegene deutsche Investitionsquote und die ab nächstem Jahr geplanten Steuersenkungen in Höhe von jährlich 6,3 Milliarden Euro hinweisen.

Der IWF warne vor wachsendem Protektionismus und Nationalismus. Beides werde zur Gefahr für die Weltwirtschaft. Es gebe in vielen Ländern eine zunehmende Skepsis gegenüber der Globalisierung. Man werde in Washington darüber diskutieren, wie das Wachstum nachhaltiger gestaltet werden könne.

(mar)
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