Berlin Immobilienpreise steigen ungebremst

Berlin · Die amtlichen Gutachter sehen eine Preisrallye, aber weiter keine spekulative Blase. Deutschlandweit sind nach ihrem Immobilienbericht die Gebäudepreise im vergangenen Jahr um 25 Prozent gegenüber 2014 gestiegen.

Immobilienpreise stiegen 2016 ungebremst
Foto: Zörner

Die Preise fürs Wohnen und Bauen werden in den Ballungsräumen auch in Zukunft weiter relativ ungebremst steigen. Ein Ende des Preisanstiegs sei "nicht in Sicht", sagte die Vorsitzende des Arbeitskreises der amtlichen Gutachterausschüsse, Anja Diers, gestern in Berlin. Am stärksten würden die Preise in den "Top Seven", den sieben nachgefragtesten Städten - München, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Berlin und Hamburg - weiter zunehmen. 2016 hätten Immobilienkäufer in Deutschland insgesamt 237,5 Milliarden Euro und damit 25 Prozent mehr als noch zwei Jahre zuvor ausgegeben, heißt es im neuen Immobilienmarktbericht der Gutachter.

Allein bei den Wohnimmobilien gab es 2016 im Vergleich zu 2014 einen Preissprung von knapp 20 Prozent, so der Bericht. Der Arbeitskreis konnte als Grundlage insgesamt eine Million Kaufverträge auswerten. Sein Bericht gilt deshalb als wohl objektivste Quelle für die Einschätzung der Immobilienmarktentwicklung, zumal die amtlichen Gutachter auch unabhängig von Käufern, Verkäufern und Immobilienfinanzierern auftreten können.

Wie die Bundesbank warnt auch der Gutachterkreis vor "Preisübertreibungen" in urbanen Lagen. Die "Preisrallye" gehe vor allem wegen des vielen billigen Geldes, das nach Anlagen suche, ungebremst weiter. Allerdings wollen die Gutachter weiterhin nicht von einer spekulativen Preisblase sprechen. Der Preisanstieg alleine sei kein ausreichendes Indiz dafür, sagte Diers. Hinzu- kommen müssten weitere Indikatoren wie große Verkaufsmengen durch spekulative Käufe oder Schieflagen bei finanzierenden Banken. Das sei "nicht erkennbar".

Getrieben werde die hohe Nachfrage durch niedrige Zinsen, die zwar leicht angestiegen seien, aber auf absehbare Zeit gering blieben. Der Wanderungstrend hin zu den Groß- und Universitätsstädten sei klar in den Daten erkennbar. Wegen der Wohnungsknappheit würden in den Ballungsräumen Kauf- und Mietpreise weiter in die Höhe getrieben, während sie in peripheren Lagen verfielen. Die Mietpreisbremse verfehle ihr Ziel. Vor allem für junge Familien werde es unmöglich, Immobilieneigentum zu erwerben. Deshalb mache es Sinn, wenn der Staat gezielt Familien mit geringeren Bruttoeinkommen unter die Arme greife. Die Gutachter raten den Kommunen dringend, mehr Bauland auszuweisen. Allerdings gebe es vielerorts auch wachsenden Widerstand der Bürger, etwa aus Umweltgründen.

Etwa zwei Drittel der Geldumsätze flossen 2016 in Wohnimmobilien. Vor allem selbst genutzter Wohnraum sei deutlich teurer geworden. 2016 hätten die Verkaufspreise für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser in der mittleren Preislage 145 Euro pro Quadratmeter mehr gekostet als 2014 - und zwar im Mittel 1545 Euro. Die Unterschiede seien enorm: Während Eigenheimkäufer in München 8500 Euro pro Quadratmeter zahlen mussten, waren es im Südharz in Sachsen-Anhalt nur 380 Euro.

Auch bei bestehenden Eigentumswohnungen ist München Spitzenreiter mit einem Quadratmeterpreis von 5500 Euro. Auch auf Sylt (4370 Euro) und an der niedersächsischen Nordseeküste (3420 Euro) werden Höchstpreise erzielt. Im Ländervergleich des Geldumsatzes für Wohnimmobilien liegt NRW mit 1590 Euro pro Einwohner im Mittelfeld. Spitzenreiter ist hier Hamburg mit 3720 Euro, Bayern und Berlin folgen auf den Plätzen.

(mar)
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