Armut Viele Hartz-IV-Bezieher brauchen zusätzliche Darlehen

Berlin · Wenn Hartz IV nicht reicht, kann es schnell noch weiter abwärts gehen. Bei besonderen Anschaffungen sind Zehntausende jeden Monat auf zusätzliche Darlehen angewiesen – oft auf Kosten ihres Regelsatzes

13 Fakten zu Hartz IV
Infos

13 Fakten zu Hartz IV

Infos
Foto: dpa, Oliver Berg

Wenn Hartz IV nicht reicht, kann es schnell noch weiter abwärts gehen. Bei besonderen Anschaffungen sind Zehntausende jeden Monat auf zusätzliche Darlehen angewiesen — oft auf Kosten ihres Regelsatzes

Immer mehr Langzeitarbeitslose sind auf Darlehen für Waschmaschine, Kühlschrank, Kleidung oder andere Dinge angewiesen. Im vergangenen Jahr erkannten die Jobcenter pro Monat im Schnitt bei rund 18 700 Hartz-IV-Beziehern einen Anspruch auf ein solches Darlehen an. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorlag. Im Vergleich zu 2013 mit rund 17 800 Darlehen pro Monat war das ein Anstieg von 5,27 Prozent. 2010 waren es im Schnitt noch 15 500 pro Monat. Seither ist die Zahl demnach um 20,99 Prozent angestiegen.

"Projekt Armut" - Ausstellung mahnt Hartz-IV-Klischees an
10 Bilder

"Projekt Armut" - Ausstellung mahnt Hartz-IV-Klischees an

10 Bilder

Im Durchschnitt bekamen Betroffene im vergangenen Jahr dabei 365 Euro. Im Jahr 2013 waren es noch 341 Euro, 2010 lag der Betrag noch bei 259 Euro. 2014 wurden Darlehen von im Schnitt insgesamt rund 6,8 Millionen Euro gewährt. 2013 waren es rund 6 Millionen Euro. 2010 waren es monatlich noch 4 Millionen Euro im Durchschnitt.

Jobcenter räumen Darlehen ein, wenn es einen besonderen, sogenannten unabweisbaren Bedarf zur Sicherung des Lebensunterhaltes gibt. Betroffene müssen eine Notsituation nachweisen. Das gewährte Darlehen muss dann von ihnen getilgt werden, indem monatlich zehn Prozent von der Hartz-IV-Regelleistung abgezogen werden.

Zimmermann sagte: "Die Menschen müssen auf Darlehen zurückgreifen, da es unmöglich ist, aus der monatlichen Hartz-IV-Regelleistung Rücklagen bilden zu können, um lebensnotwendige Anschaffungen für den Alltag zu tätigen." Die Leistungen müssten unverzüglich angehoben und der Realität angepasst werden, forderte sie. "Durch die steigende Gewährung der Darlehen erbringt das Hartz-IV-System selber den Beweis, dass die Regelleistung prinzipiell viel zu niedrig angesetzt ist."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort