Stockholm H&M hat Ärger wegen Hot Pants für Kinder

Stockholm · Schwedische Mütter sind empört über sexualisierende Kleidung beim Modeeinzelhändler.

Eigentlich wollte Åsa Enquist nur kurze Hosen für ihre neunjährige Tochter bei H&M kaufen - doch der Versuch endete damit, dass die 36-Jährige eine Debatte lostrat, über die nun in ganz Schweden diskutiert wird.

Denn auf der Internetseite des Konzerns gibt es zwar rund 30 unterschiedliche Shorts für Mädchen. Doch die sind alle extrem eng geschnitten und bedecken nur knapp den Po. "Kein einziges Paar Shorts ging zumindest bis zur Hälfte der Oberschenkel", beschwerte sie sich bei Facebook: "Wenn meine Tochter sich in den Shorts für Mädchen nach vorne beugt, sieht man ihren halben Po." Was die Mutter noch mehr ärgerte: Für Jungs gab es völlig normal geschnittene Hosen.

Der Beitrag in dem Sozialen Netzwerk sorgte für große Aufmerksamkeit. Auch die Landesmedien griffen das Thema auf. "Was ist der Unterschied zwischen einem neunjährigen Mädchen und einem neunjährigen Jungen? Die spielen doch genauso viel", kritisiert Enqvist in der Zeitung "Expressen". "Ich glaube nicht, dass Eltern möchten, dass Kinder auf diese Weise geschlechtlich eingeteilt werden. Kinder sollen sich ausgiebig bewegen und spielen und Kleider anhaben, die dazu passen", findet sie.

Auch andere schwedische Mütter empörten sich daraufhin, dass die unter anderem auf der Internetseite des Konzerns angebotenen Kinderkleider Mädchen bewusst sexualisieren. Ein Sturm der Kritik brach über das Unternehmen herein.

Und plötzlich wurden auch andere Praktiken kritisch beäugt: So wollte die 37-jährige Lina Svensson für ihre achtjährige Tochter Jeans bei H&M kaufen. Doch in der Kinderabteilung für Mädchen gab es nur zwei Passformen. Die eine nennt sich "slimfit" (schlanke Passform) und die andere gar "skinnyfit" (magere Passform). "Warum gibt es bei Kinderkleidern überhaupt einen Begriff wie skinnyfit?", kritisiert die Mutter gegenüber der Zeitung "Expressen".

So wie die Gesellschaft derzeit sei, mit magersüchtigen Körperidealen für Frauen, sei es doch unnötig, dass H&M solche ungesunden Gedanken schon bei Kindern festige, sagt sie. "Ich merke schon jetzt, dass meine Achtjährige anfängt, sich über ihr Gewicht Gedanken zu machen", sagt sie. "Das ist doch schlimm. Kinderkleider sollten bequem sein. Auch wenn einige Kinder sehr dünn sind, muss es doch Kleider für alle Arten von Kindern geben", sagt sie.

Inzwischen hat H&M auf die Kritik reagiert und gelobt Besserung. In einer schriftlichen Mitteilung heißt es vom Konzernhauptsitz in Stockholm: "Es ist wichtig für uns, dass unsere Kinderkollektionen der Mode entsprechen und auch praktisch sind. Wenn wir neue Kinderkleider kreieren, wollen wir ein breites Angebot an Größen und Stilrichtungen anbieten, die zu den täglichen Aktivitäten von Kindern passen - sowohl für Jungs, wie für Mädchen. Wir streben danach, keine Kinderkleider zu verkaufen, die als anstößig aufgefasst werden könnten", heißt es in der schriftlichen Mitteilung.

(RP)
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