Bis zu 42 Prozent Große Preisunterschiede bei Trinkwasser in NRW

Düsseldorf · Wasser ist das Grundnahrungsmittel schlechthin - in Essen ist der Preis dafür exorbitant hoch. Insgesamt unterscheiden sich die Preise für Trinkwasser in NRW um bis zu 42 Prozent. Der Bund der Steuerzahler NRW (BdST) hat die Preise in den 50 größten Kommunen des Landes verglichen.

Am meisten zahlt der Muster-Haushalt in Essen (453,39 Euro), am wenigsten in Lippstadt (218,28 Euro). Ein dreiköpfiger Muster-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 120 Kubikmetern Wasser zahlt in Duisburg in diesem Jahr 353,36 Euro, in Ratingen aber nur 247,81 Euro.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hält die Unterschiede für naturgegeben. Sprecher Jan Ulland macht "unterschiedliche Bedingungen bei der Wassergewinnung, der Wasseraufbereitung und der Verteilung an die Kunden" aus. So sei ein Rohrnetz in felsigem Boden teurer als in Sandgebieten. Auch die Topologie spielt eine Rolle. Etwa, wenn das Wasser über Hügel gepumpt werden muss.

Aber es fehlt wohl auch an Wettbewerb. Anders als bei der Strom- oder Gasversorgung können die Kunden ihren Wasseranbieter nicht wechseln. Seit der Liberalisierung des Strommarktes vor 15 Jahren haben sich die Preise angeglichen und orientieren sich jetzt stark an den günstigsten Anbietern. Der maximale Preisunterschied bei den kommunalen Anbietern in NRW beträgt 20 Prozent. Beim Wasser sind die Unterschiede doppelt so hoch. Ein Vorstoß der EU-Kommission zur Liberalisierung der Wassernetze scheiterte bisher an der Sorge um die Versorgungsqualität.

Grundpreis wird erhöht

Bei den Trinkwasserpreisen beobachtet BdST-Expertin Sabine Kämpfer einen neuen Trend: Viele Anbieter erhöhen den Grundpreis deutlich, halten aber den mengenabhängigen Verbrauchspreis stabil. "Sie reagieren auf den stark rückläufigen Wasserverbrauch", sagt Kämpfer. Denn der wird für die Branche zum Problem: Die Deutschen lieben verbrauchsarme Spülmaschinen und Spar-Duschköpfe, gleichzeitig geizen sie mit Vollbädern. 1990 lag ihr durchschnittlicher Tagesverbrauch bei 147 Litern, vor zwei Jahren waren es nur noch 121. "Die Kosten für die Infrastruktur bleiben aber dieselben", erklärt Kämpfer, "die Rohre müssen auch gewartet werden, wenn nur wenig Wasser durchfließt."

Damit erklären auch die Stadtwerke Duisburg, warum sie ihren Grundpreis 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 12,74 Euro erhöht haben — unter den 50 Vergleichskommunen der dritthöchste Wert. Über die Hälfte der vom BdST verglichenen Anbieter hat den Preis nicht erhöht. Als weiteren Grund führen die Duisburger die Erhöhung des Wasserentnahmeentgeltes durch die Landesregierung um 0,54 Cent pro Kubikmeter an. Dieser Effekt macht bei dem Musterverbrauch von 120 Kubikmetern 65 Cent pro Jahr aus und belastet alle Anbieter gleich. Die Duisburger zweifeln auch an den BdST-Zahlen. "Wir kommen beim selben Modellfall nur auf 332,92 Euro", sagte ein Sprecher. Aber auch das wäre vergleichsweise teuer. Wie viel die Stadt Duisburg an ihrem Trinkwasserverkauf verdient, wollen die Stadtwerke nicht verraten.

Günstigster Anbieter in den großen Kommunen vom Niederrhein sind die Stadtwerke Ratingen: Hier zahlt der Muster-Haushalt nur 247,81 Euro im Jahr — genauso wenig wie im Vorjahr. "Wir kalkulieren äußerst knapp", sagt der Ratinger Stadtwerke-Chef Friedrich Schnadt. Der Jahresgewinn seiner Wassersparte liege "sehr deutlich unter einer Million Euro".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort