Düsseldorf Großbanken: Zuschlag für Fremdkunden

Düsseldorf · Deutsche Bank, Commerzbank und Postbank haben eine Vereinbarung zu Obergrenzen für Geldautomatengebühren gekündigt. Die Commerzbank verlangt ab Oktober von Fremdkunden 3,90 Euro statt wie bisher 1,95 Euro.

Düsseldorf: Großbanken: Zuschlag für Fremdkunden
Foto: dpa, mg fdt mbk

Mit großer Gelassenheit haben die Spitzenverbände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf den Vorstoß einiger Privatbanken bei den Gebühren für die Fremdnutzung von Geldautomaten reagiert. "Die Entscheidung der privaten Banken ist für Sparkassenkunden völlig irrelevant, da sie an über 25 000 Geldautomaten und damit dem dichtesten Geldautomatennetz Deutschlands kostenlos Bargeld abheben können", teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit. Ein Sprecher des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) erklärte, man wolle Entgeltentscheidungen anderer Institute nicht kommentieren.

Die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Postbank haben die vor vier Jahren geschlossene Vereinbarung über eine Höchstgrenze gekündigt. Das heißt: Sie werden von Fremdkunden - nur um die geht es bei dem Thema - künftig mehr Geld verlangen. Die Commerzbank hat bereits angekündigt, ab Oktober 3,90 statt der bisher verlangten 1,95 Euro zu fordern. "Wir können angesichts steigender Kosten auf Dauer keinen Preis unter dem Niveau von Sparkassen und Volksbanken verlangen", sagte ein Sprecher der Bank.

Die Deutsche Bank teilte mit, die Kündigung sei "vorsorglich erfolgt, um der Bank im Hinblick auf ihre Preisgestaltung künftig eine höhere Flexibilität zu ermöglichen". Eine Entscheidung über eine Preisanpassung sei noch nicht gefallen. Ein Sprecher der Postbank bestätigte, dass die Vereinbarung gekündigt worden sei. Eine Entscheidung, wie hoch die Gebühr in Zukunft ausfallen werde, sei noch nicht gefallen. "Wir lassen uns die Optionen offen", sagte der Sprecher.

Fallen höhere Gebühren für Fremdkunden an den Privatbanken-Automaten überhaupt stark ins Gewicht? Die Commerzbank selbst räumt ein, dass die Automaten der Bank nur in zwei Prozent aller Fälle von Fremdkunden genutzt würden, also durch Kunden von Instituten, die nicht der Cash Group (siehe Grafik) angehören. Sparkassen und Volksbanken kommen zusammengerechnet auf ein Netz von fast 45 000 Automaten. "Die Kunden der Genossenschaftsbanken könnten weiterhin an den 19 600 genossenschaftlichen Geldautomaten kostenfrei beziehungsweise kostengünstig Geld abheben", erklärte der BVR-Sprecher. Da Sparkassen von Kunden anderer Sparkassen und Volksbanken in fast allen Fällen von Kunden anderer Volksbanken keine Gebühren verlangen, sind sie bei der Dichte ihres Netzes kaum betroffen. Insofern, meinen manche, könnte der Vorstoß vor allem Kunden von Mitgliedern des Cash Pools (siehe Grafik) treffen. Allerdings, so mutmaßen andere, könnten die Privatbanken die Vereinbarung auch deshalb gekündigt haben, weil sie angesichts der schwachen Zinserträge mit weiteren Gebührensteigerungen für Fremdkunden bei den Sparkassen rechnen. Davon ist aber bisher nicht die Rede. Die öffentlich-rechtlichen Institute verlangen von Nicht-Sparkassen-Kunden dem Vernehmen nach im Durchschnitt zwischen vier und 4,50 Euro pro Abhebung. "Wir können es durchaus nachvollziehen, dass auch die privaten Banken zunehmend feststellen, dass Dienstleistungen aufwands- und marktgerecht bepreist werden sollten", erklärte der Sparkassenverband DSGV.

Was marktgerecht ist, darüber wird indes seit Jahren gestritten. Vor allem die Sparkassen haben ihre Preispolitik in den vergangenen Jahren häufig damit begründet, dass sie das dichteste Automaten-Netz vorhielten und entsprechende Kosten für diese Infrastruktur hätten. Vor allem Direktbanken würben dagegen mit niedrigen Kosten, weil sie entsprechende Aufwendungen für die Automaten nicht hätten. Es hat schon Politiker-Initiativen gegeben, die wählerwirksam Gebührenhöchstgrenzen verlangt haben, doch daraus ist nie etwas geworden. Der einzige Effekt der Diskussion: Die im Bankenverband BdB zusammengeschlossenen Privatbanken verpflichteten sich 2011 auf die Höchstgebühr von 1,95 Euro. Der Versuch, sich im zentralen Kreditausschuss mit Sparkassen und Volksbanken auf eine gemeinsame Linie zu verständigen, scheiterte seinerzeit.

Kritiker argumentierten indes, dass selbst die 1,95 Euro ein Preis seien, der um ein Mehrfaches über den Kosten liege, die den Banken tatsächlich entstünden. Das sind nämlich nach früheren Angaben des Bundeskartellamtes nur zwischen 30 und 70 Cent je Abhebung.

(RP)
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