Serie "Mein Geld" Goldige Aussichten

Düsseldorf · Seit Anfang Dezember ist der Preis für die Feinunze um sechs Prozent gestiegen. Analysten sehen ihn Ende 2019 bei 1500 Dollar je Feinunze.

Normalerweise hätte man angesichts des Handelsstreits zwischen den USA und der Europäischen Union davon ausgehen dürfen, dass der Goldpreis dieser Tage noch mal deutlich steigt. Die einfache Lehre: Wenn die Amerikaner Strafzölle beispielsweise auf Stahl und Aluminium verhängen und die Europäer ihrerseits mit Zöllen auf amerikanische Produkte reagieren, bremst das die Weltwirtschaft. Dazu kommen die steigenden Haushaltsdefizite in den USA und die Erwartungen, dass die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen erhöht - das alles bietet genug Potenzial, mit dem Anleger in den sogenannten sicheren Hafen Gold getrieben werden könnten.

Passiert ist aber am Freitag, also am Tag nach Trumps offizieller Zoll-Ankündigung, wenig. Das liegt unter anderem daran, dass der US-Präsident schon Ausnahmen für die Nachbarländer Kanada und Mexiko und den Europäern bilaterale Gespräche in Aussicht gestellt hat. Und im Konflikt mit Nordkorea, bei dem eine Eskalation den Goldpreis auch weiter hätte treiben können, ist auch (zumindest vorübergehend) gottlob eine leichte Entspannung in Sicht. Das führt dazu, dass es keinen Exodus am Aktienmarkt gegeben hat, und so lange das nicht passiert, ist Gold als Fluchtwährung für von Angst geplagte Privatinvestoren auch noch nicht zwingend.

Der Preis für die Feinunze Gold (rund 31 Gramm) ist am Freitag jedenfalls leicht gesunken auf 1318 Dollar. Damit ist aber nicht gesagt, dass er da bleibt, wo er ist. Der Handelskrieg ist nicht vom Tisch, das Verhältnis zwischen Amerika und Nordkorea nicht dauerhaft befriedet, der Nahe Osten genau so wenig. Die Analysten der Commerzbank sehen noch deutliches Potenzial nach oben - weniger für das Jahresende 2018, bis zu dem sie eine Steigerung um 2,5 Prozent voraussagen, als für das Ende des darauffolgenden Jahres. Dann wird der Goldpreis laut Commerzbank-Schätzung bei 1500 Dollar je Feinunze liegen, und das wären noch mal elf Prozent Kurssteigerung. Diese Rendite ist mit keinem Zinsprodukt denkbar.

So funktionieren Gewinne mit Gold-Investments

Für Anleger aus dem Euro-Raum, die jetzt in Gold einsteigen wollen, könnte das eine Gewinnchance in ähnlicher Größenordnung bieten. Denn der Euro-Kurs könnte noch unter den Brexit-Verhandlungen, langwierigen Gesprächen über eine Regierungsbildung in Italien, Diskussionen über den Nachfolger von Zentralbank-Präsident Mario Draghi sowie die Anleihenkäufe der EZB leiden. Die Konsequenzen an einem plastischen Beispiel: Steigt der Goldpreis wie geschätzt und entwickelt sich der Euro-Kurs wie erwartet, würde der Preis je Feinunze in Euro von heute 1071 bis Ende 2019 auf 1189 Euro steigen. Zugrundeliegende Annahmen: Erst steigt der Dollar wegen der Zinserhöhungen in den USA, dann fällt er gegenüber dem Euro, weil in der Euro-Zone für 2019 auch eine Zinserhöhung erwartet wird. Entscheidend für die Entwicklung ist am Ende immer der Realzins, also der Nominalzins abzüglich der Preissteigerungsrate.

Goldkauf könnte also auf jeden Fall ein gutes Geschäft sein für jene, die den nötigen Mut aufbringen. Andererseits basiert das alles auf Prognosen, und die gehen ja mitunter auch mal daneben. Deshalb gibt es auch niemanden, der Anlegern ernsthaft rät, ihr ganzes Vermögen in Gold anzulegen. "Der Gold-Anteil am Portfolio sollte etwa zehn Prozent betragen", sagt Commerzbank-Analyst Fritsch - wobei je nach Anlegerpräferenz auch mehr oder weniger möglich seien. Also geht's nach der Investorenmentalität. Für Obergrenzen sprechen sich gleichzeitig fast alle Fachleute aus.

Wer in Gold investieren will, kann dies auf verschiedenen Wegen tun. Man kann beispielsweise Goldbarren oder -münzen kaufen und die in einen Safe legen. Dabei trägt der Anleger aber auch das Währungsrisiko, der Wechselkurs würde über den Anlageerfolg des Investors entscheiden. Das kann zum Vorteil des Sparers sein, wenn der Euro gegenüber dem Dollar schwach bleibt oder gar verliert, aber umgekehrt eben auch zum Nachteil. Zudem muss man Kosten für die Lagerung und eventuell für die Versicherung des Goldes einkalkulieren, wenn man das Edelmetall zu Hause aufbewahrt. Und: An- und Verkaufspreise können deutlich auseinanderliegen. Fazit: Goldbarren und -münzen sind weniger für den kurzfristigen Handel geeignet. Wer dagegen langfristig und krisensicher investieren will, sollte auf physisches Gold setzen. Das kann, wenn man es länger als ein Jahr besitzt, steuerfrei verkauft werden - wenn der Kurs gestiegen ist.

Barren gibt es normalerweise in einer Stückelung von einem Gramm bis zu einem Kilo. Vorteil einer kleinen Stückelung: Der Anleger ist liquider, wenn er einzelne Barren zu Geld machen will oder muss. Allerdings sind dann auch die Kaufgebühren höher. Bei den Goldmünzen dominieren der südafrikanische Krügerrand, amerikanische Münzen, der Wiener Philharmoniker aus Österreich und der kanadische Maple Leaf.

Deutlich kostengünstiger als der Kauf von physischem Gold ist der Kauf von Zertifikaten. Das geht sehr einfach beispielsweise über börsengehandelte Produkte wie Exchanged Traded Funds (ETF) oder Exchanged Traded Commodities (ETC). Der Anleger profitiert über ein Wertpapier von möglicherweise steigenden Goldpreisen. Ein Gold-ETC ist eine Inhaberschuldverschreibung, die meistens mit physischen Goldbeständen besichert ist. So sind Gold-ETCs sehr ähnlich zu ETFs. Gold-ETFs wiederum dürfen aber in Deutschland nicht verkauft werden, weil solche Indexfonds mit nur einem Bestandteil (nämlich Gold) nicht erlaubt sind. Im Gegensatz dazu sind in der Schweiz Gold-ETFs zugelassen und handelbar.

Mit Zertifikaten droht im schlimmsten Fall ein Totalverlust

Auch bei den Zertifikaten auf Gold zahlt man Gebühren, die die Rendite des Investments schmälern können. Bei solchen Wertpapieren sollten Investoren bedenken, dass die Emittenten pleitegehen können, und da Schuldverschreibungen nachrangig bedient werden, gehen die Zertifikate-Inhaber im Insolvenzfall häufig leer aus.

Fazit: Gold-Zertifikate lohnen sich für diejenigen, die ihr Investment als Spekulation sehen und auf einen raschen Kursanstieg hoffen. Oder auf fallende Kurse, denn auch darauf kann man analog zum Aktienmarkt wetten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort