Berlin Gericht erlaubt Streik der Lufthansa-Piloten

Berlin · Heute und morgen fallen 1700 Flüge aus. Insgesamt 180.000 Passagiere sind betroffen. Bahn-Kunden können dagegen aufatmen: Die Lokführer-Gewerkschaft GDL will bis Weihnachten auf Streiks verzichten.

Zwei Tage lang konnten Passagiere der Lufthansa durchatmen, ab heute bestreikt die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) wieder massiv den Flugverkehr. Heute werden die Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt, morgen soll für 24 Stunden zusätzlich die Langstrecke hinzukommen. Die Fluggesellschaft reagiert mit einem Sonderflugprogramm, trotzdem fallen etwa 1700 Flüge aus. 816 Verbindungen sind heute betroffen, 890 morgen. 180.000 Passagiere müssen darunter leiden.

Auch in der Region wird ein Großteil der Lufthansa-Verbindungen gestrichen: In Düsseldorf fallen insgesamt 60 von 78 Flügen aus. Am Flughafen Köln/Bonn 26 von 36. Flüge der Lufthansa-Töchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti würden erneut nicht bestreikt, hieß es.

Zwar versuchte die Lufthansa gestern noch, den Ausstand gerichtlich zu stoppen. Das Arbeitsgericht München wies den Antrag auf Einstweilige Verfügung jedoch am Nachmittag zurück. Das Gericht erklärte, die geplanten Streiks seien "nicht offensichtlich rechtswidrig". Eine Beschwerde vor dem Landgericht zog die Lufthansa am Abend nach einstündiger Verhandlung zurück. "Damit dürfen Sie streiken", sagte die Richterin den Gewerkschaftsvertretern. Bereits vor einer Woche hatte die Lufthansa versucht, die Streiks juristisch zu verhindern - und scheiterte vor zwei Gerichten. Ob es über die bereits angekündigten Streiks hinaus zu weiteren Ausständen kommt, lässt die Vereinigung Cockpit offen. "Streiks über Mittwoch hinaus sind möglich", sagte ein Sprecher. Einzig während der Weihnachtsfeiertage schließe man Arbeitsniederlegungen aus.

Bei gestrichenen Flügen haben Passagiere die Möglichkeit, ihr Ticket kostenlos stornieren oder umbuchen zu lassen. Schon vorsorglich Lufthansa-Flüge in der Weihnachtszeit zu stornieren, sei aber nicht kostenfrei möglich, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Das Umbuchungsangebot gelte nur für den nun bekannten Streikzeitraum.

Die VC verlangt für die 5400 Lufthansa-Piloten Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren - rückwirkend und bis April 2017. Die Lufthansa hatte zuletzt 4,4 Prozent für zwei Jahre und eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern geboten.

"Auch die Gewerkschaften haben kein Interesse daran, die Passagiere größtmöglich zu verärgern", sagt Heiner Dribbusch von der Hans-Böckler-Stiftung. Ob es zu weiteren Streiks in der Vorweihnachtszeit kommt, sei kaum vorauszusagen. "Der Konflikt dauert schon reichlich lange. Die Lufthansa schafft es gut, sich in die Opferrolle zu bringen, zu einer Einigung gehören aber immer zwei Seiten", so Dribbusch.

Eine gute Nachricht gibt es wenigstens für Bahn-Kunden. Trotz der verhärteten Fronten im Tarifstreit zwischen Lokführern und Deutscher Bahn will die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) vor Weihnachten nicht mehr die Arbeit niederlegen. "Bei der Bahn schließen wir Streiks bis Weihnachten aus", sagte eine GDL-Sprecherin. Bei den Gesprächen, die sich gestern bis in die Nacht zogen, wurde mit keiner Einigung gerechnet.

Die GDL hatte 2015 ein Stillhalteabkommen mit der Bahn geschlossen, in dem sie sich verpflichtete, bis 2020 nicht mehr zu streiken. Daran fühle sich die GDL jetzt gebunden, sagt Hagen Lesch, Tarifexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft. Dennoch sei die Gefahr einer Eskalation hoch. "Die Bahn will mit zwei Gewerkschaften einen inhaltsgleichen Tarifvertrag abschließen, aber das wird schwer, denn die Gewerkschaften wollen unterschiedliche Dinge erreichen." Neben der GDL verhandelt die Bahn mit der EVG. Die GDL will vor allem mehr Lohn, die EVG bessere Arbeitszeiten für das gesamte Bahnpersonal.

(lukra / mar)
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