Düsseldorf Fünf Prozent mehr Gehalt für Klinikärzte

Düsseldorf · Der Marburger Bund setzt bereits in der zweiten Verhandlungsrunde mehr Geld für die 55.000 Mediziner durch. Die Gehälter steigen in drei Schritten, auch Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaft werden besser bezahlt.

Gehaltserhöhung öffentlicher Dienst: Fünf Prozent mehr für Klinikärzte
Foto: Schnettler

Die Ärzte an den städtischen Kliniken in Deutschland sind eine eigene Spezies - zumindest im Vergleich zu den übrigen Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes. Im Jahr 2005 sagten sie sich von der bis dahin geltenden Tarifgemeinschaft mit Verdi los und machten bei Verhandlungen mit den Arbeitgebern ab dem darauffolgenden Jahr ihr eigenes Ding. Das Ganze unter der Führung der Spartengewerkschaft Marburger Bund.

Kritischer formuliert könnte man auch sagen: Die Ärzte versuchten fortan, ihre Bedeutung zu ihrem Vorteil zu nutzen, um im Vergleich zu der übrigen Berufsgruppen deutlich mehr herauszuschlagen. Denn einer Küchenhilfe allein fällt es weit schwerer, hohe Gehaltsforderungen durchzuboxen. Würde sie stattdessen bei einer Streikdrohung auch vom Hirnchirurgen des Krankenhauses unterstützt, könnte sie mehr Geld verlangen. Der Chirurg müsste sich dafür allerdings mit etwas weniger vom Kuchen begnügen.

In diesem Jahr ist die Tarifrunde für das übrige Personal schon lange durch, gestern waren dann die Ärzte an der Reihe. In drei Stufen werden die Gehälter der 55.000 Mediziner steigen: Rückwirkend zum 1. September bekommen sie 2,3 Prozent mehr, ein Jahr später erfolgt eine weitere Anpassung um zwei Prozent, am 1. Mai 2018 gibt es noch einmal 0,7 Prozent obendrauf.

Doch haben die Ärzte mit diesem Ergebnis tatsächlich so viel mehr rausgeschlagen als die übrige Belegschaft? Für die 2,14 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen hat Verdi im April rückwirkend zum 1. März dieses Jahres eine Lohnsteigerung um 2,4 Prozent durchgesetzt, in einem weiteren Schritt steigen die Löhne zum 1. Februar 2017 um 2,35 Prozent. Vergleichbar also. "Wir bewegen uns weitgehend im Rahmen der allgemeinen Tarifentwicklung", sagte ein Sprecher des Marburger Bundes. Seit die Gewerkschaft allein für die Ärzte verhandelt, hat sie im Durchschnitt pro Jahr eine Entgelterhöhung von 2,6 Prozent herausgeschlagen - bei Verdi, Beamtenbund und Co. betrug die Entgeltsteigerung für die Kommunalbeschäftigten im gleichen Zeitraum durchschnittlich rund 2,4 Prozent pro Jahr - etwas weniger.

Allerdings sind die Ausgangspositionen auch gänzlich andere: Ein Arzt an einer kommunalen Klinik kann nach Durchlaufen aller Stufen in der höchsten Entgeltgruppe 8930,81 Euro im Monat verdienen. Im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst sind in der Top-Entgeltgruppe 15Ü in Stufe sechs maximal 7073,20 Euro drin.

Zudem kommen bei den Ärzten Zahlungen hinzu. "Wir achten bei unseren Tarifverhandlungen darauf, dass die arztspezifische Komponente nicht zu kurz kommt - zum Beispiel die Bereitschaftsdienstvergütung", so der Sprecher des Marburger Bundes. Auch diesmal hat die Gewerkschaft dazu eine Regelung vereinbart. Stundenentgelte des Bereitschaftsdienstes und der Rufbereitschaft steigen im selben Umfang. Zudem hat der Marburger Bund eine Regelung für die betriebliche Zusatzversorgung getroffen: Die Ärzte beteiligen sich künftig mit einem Beitrag an den Kosten.

Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kommen wegen der Tarifeinigung auf die Krankenhäuser Mehrbelastungen in Höhe von rund 460 Millionen Euro für die gesamte Laufzeit zu. Jeder zusätzliche Euro sei für die Kliniken schwierig, sagte VKA-Verhandlungsführer Joachim Finklenburg, "dennoch ist der Kompromiss insgesamt vertretbar".

(maxi)
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