Börse Wall Street zieht Dax trotz VW-Sturz ins Plus

Frankfurt/Main · Der Dax hat am Montag dank des Rückenwinds von der Wall Street seine Verluste abgeschüttelt. Nachdem der Kurssturz von Index-Schwergewicht Volkswagen (VW) wegen manipulierter Abgastests den deutschen Leitindex bis zur Mittagszeit ausgebremst hatte, hellten die deutlichen Kursgewinne an den US-Börsen die Stimmung auf.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Auch der schwächelnde Euro, der deutsche Produkte für Käufer außerhalb des Währungsraums verbilligt, half dem Dax auf die Beine - zum Schluss stand er 0,33 Prozent höher bei 9949 Punkten. Vor dem Wochenende hatte das Börsenbarometer wegen Sorgen um die Weltwirtschaft noch über drei Prozent an Wert eingebüßt und auf Wochensicht gut zwei Prozent verloren.

Die anderen deutschen Indizes konnten sich am Montag ungeachtet negativer Unternehmensnachrichten ebenfalls sichtbar von ihren Tagestiefs erholen: Der MDax der mittelgroßen Werte schaffte wie der Dax in die Gewinnzone und schloss mit einem Plus von 0,66 Prozent bei 19.640 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax dämmte seine Verluste immerhin ein und notierte am Ende noch 0,76 Prozent tiefer bei 1746,97 Punkten.

Dass VW in den USA Abgaswerte von Diesel-Autos für Fahrzeugtests manipuliert hat, drängte alle anderen Unternehmensnachrichten in den Hintergrund und sorgte bei Anlegern wie Experten für Entsetzen. Wegen der drohenden Strafzahlung von bis zu 18 Milliarden Euro, der Aussicht auf Rückrufkosten sowie mögliche Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären büßten die Vorzugsaktien des Wolfsburger Autobauers zwischenzeitlich mehr als ein Fünftel ihres Werts ein.

Am Ende stand noch ein Minus von 18,60 Prozent auf 132,20 Euro zu Buche. Das bedeutete nicht nur den niedrigsten Schlusskurs seit Juli 2012 für die VW-Aktien, sondern auch einen Börsenwert-Verlust von etwa 14 Milliarden Euro für den Konzern. Die Hiobsbotschaft aus den USA belastete auch die Titel der anderen deutschen Autobauer, die auf dem US-Markt ebenfalls stark auf Diesel setzen: Für BMW und Daimler ging es um jeweils rund anderthalb Prozent bergab.

Auch von anderen Unternehmen aus der Autobranche kamen zum Wochenauftakt überwiegend negative Nachrichten. Eine Gewinnwarnung ließ den Aktienkurse des Zulieferers ElringKlinger am MDax-Ende um 14,78 Prozent auf 17,875 Euro einbrechen - das war der tiefste Stand seit November 2011. Bei Konkurrent Leoni sorgte ein gesenktes Umsatzziel für einen Kursverlust von 4,08 Prozent. Das Tableau der Schreckensnachrichten komplett machte die Gewinnwarnung des Modekonzerns Tom Tailor, dessen Aktien als Schlusslicht im SDax der geringer kapitalisierten Werte um 19,70 Prozent nach unten rasselten.

Im Blick stand neben all den negativen Branchenschlagzeilen aber auch ein geplanter milliardenschwerer Börsengang: Der Autozulieferer und Continental-Großaktionär Schaeffler will sich nun selbst aufs Parkett wagen. Künftig sollen rund 25 Prozent der Anteile am Familienunternehmen frei gehandelt werden. Einen genauen Zeitplan gibt es bislang aber nicht.

Neben VW und den anderen Nachrichten aus der Autobranche bewegten den Markt Übernahmevorhaben. So steht im boomenden deutschen Immobilienmarkt eine neue Milliardenakquisition an. Die Deutsche Wohnen aus Frankfurt will die kleinere Düsseldorfer Rivalin LEG Immobilien kaufen. Diese Nachricht vom Sonntag ließ das LEG-Papier mit plus 5,86 Prozent an die MDax-Spitze schnellen. Zu den schwächsten Indexwerten hingegen zählte die Aktie der Deutsche Wohnen mit minus 4,84 Prozent.

Eine Übernahme würde das Unternehmen sie dichter an die Konkurrentin Vonovia heranrücken lassen. Deren Aktie hatte an diesem Tag mit einem Minus von 0,22 Prozent ihr Debüt im Dax. Die einstige Deutsche Annington ersetzte im deutschen Leitindex den Spezialchemiekonzern Lanxess, der nun im MDax notiert.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere bei 0,50 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,36 Prozent auf 138,73 Punkte nach. Der Bund-Future sank um 0,33 Prozent auf 154,80 Punkte. Der Kurs des Euro fiel auf 1,1209 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1250 (Freitag: 1,1419) US-Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,8889 (0,8757) Euro.

(dpa)
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