US-Notenbank Jerome Powell wird neuer Chef der Fed

Washington · Bereits am Mittwoch war sein Name von insidern genannt worden: Nun ist das Rennen um einen der wichtigsten Jobs in der Finanzwelt entschieden. Fed-Direktor Jerome Powell rückt wie erwartet an die Spitze der amerikanischen Notenbank auf.

 Jerome Powell (Archivbild).

Jerome Powell (Archivbild).

Foto: dpa, JL

US-Präsident Donald Trump nominierte ihn am Donnerstag als künftigen Fed-Chef. Powell wird Janet Yellen ablösen. Die meisten Volkswirte erwarten, dass Powell die moderate und erfolgreiche Linie seiner Vorgängerin und derzeitigen Vorgesetzten mit vorsichtigen Zinsschritten fortsetzen wird.

Vor seiner 2012 begonnenen Aufgabe in der Notenbank hat der 64 Jahre alte Jurist Powell eine erfolgreiche aber dennoch wechselvolle Karriere in der Finanzwelt hingelegt. Als Wirtschaftsanwalt gestartet, arbeitete er in den 1990er Jahren für das US-Finanzministerium unter Präsident George H.W. Bush. Später scheffelte er Millionen als Investmentbanker.

Als Advokat beim Thinktank Bipartisan Policy Center versuchte er später erfolgreich, die Spannungen zwischen republikanischer Parlamentsmehrheit und demokratischer Führung unter Barack Obama um die Schuldenobergrenze zu lösen - und trug damit seinen Teil dazu bei, dass es nicht zu einem Regierungsstillstand kam.

Weggefährten beschreiben Powell als einen ruhigen, ausgleichenden Mann mit guten Manieren. Niemals würde er aufbrausen, Powell ist kein Spalter, eher ein Brückenbauer. Die "Washington Post" bezeichnete ihn als "nervtötend normal". Powell wohnt in Chevy Chase, einer guten Gegend nahe Washington, spielt Golf und hat eine seltsame Angewohnheit: Er wiederholt gern die Sätze seiner Gesprächspartner.

Die Federal Reserve ist die mächtigste Notenbank der Welt. Zwar werden ihre führenden Köpfe von der US-Regierung vorgeschlagen und vom Senat bestätigt. Danach sind sie jedoch per Gesetz in ihrem ökonomischen Handeln völlig unabhängig. Ihre Stellschrauben sind größer, mächtiger und schneller wirksam als die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung.

Sie betreffen über ihren Einfluss auf den Dollar immer die gesamte Volkswirtschaft, nicht nur einen Teil davon. Die Federal Reserve bestimmt über einen Teil der Bankenregulierung und kann schon allein auf diesem Weg massiv in die Finanzflüsse eingreifen.

Die Notenbank in Washington steuert die größte Volkswirtschaft der Welt - allein daraus speist sich ihr Einflussfaktor. Sie reagiert auf Entwicklungen am Arbeitsmarkt und bei den Preisen. Sie stellt den Banken und damit der Wirtschaft die flüssigen Mittel zur Verfügung, die zum Wirtschaften gebraucht werden. In ähnlicher Form tut dies die Europäische Zentralbank für die Eurozone.

Scheinbar kleine Entscheidungen, etwa bei der Geldpolitik, können riesige Auswirkungen weit über die USA hinaus haben. Alle Entscheidungen der Fed haben Einfluss auf den US-Dollar - und dieser gilt als Leitwährung weltweit. In vielen Ländern halten Unternehmen und auch Regierungen Verbindlichkeiten in US-Dollar - wird der Dollar stärker, steigt der Wert der Schulden gegen die lokale Währung.

(felt)
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