Abgabenlast Trotz Steuerreform weniger netto

Düsseldorf · Der Bund der Steuerzahler hat die Abgabenlast für vier Musterhaushalte in der Region berechnet. Die steuerliche Entlastung wird oft von höheren Kassen-Beiträgen aufgezehrt. Bei Rentnern steigt die Last besonders.

Der Unterschied zwischen Steuertrick und Steuerbetrug
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Der Unterschied zwischen Steuertrick und Steuerbetrug

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Foto: dpa, fz

In den nächsten Tagen erhalten die Arbeitnehmer ihre erste Lohnabrechnung für das Jahr 2016. Viele freuen sich auf eine Entlastung, schließlich hat die Bundesregierung den Grundfreibetrag für alle sowie Kindergeld und Kinderfreibetrag erhöht. Doch am Ende bleibt davon oft wenig übrig, für manche steigt die Abgabenbelastung sogar, wie der Vergleich für vier Musterhaushalte aus der Region zeigt, die der Bund der Steuerzahler seit Jahren für unsere Redaktion vornimmt.

Negativ zu Buche schlägt die Erhöhung der Zusatzbeiträge, die viele gesetzliche Krankenkassen vorgenommen haben. Die DAK, bei der unsere Musterhaushalte traditionell versichert sind, hebt den Beitrag gleich um 0,6 Prozentpunkte an. Wie üblich hat der Steuerzahlerbund eine durchschnittliche Lohnerhöhung (um 2,8 Prozent) unterstellt, um die Wirkung der kalten Progression deutlich zu machen.

Single-Haushalt Düsseldorf Hatte das Nettoeinkommen beim gut verdienenden Single im Vorjahr noch 55,1 Prozent des Bruttolohns betragen, fällt der Anteil nun auf 54,9 Prozent. Bei ihm macht sich ebenso die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze bemerkbar, die in der Krankenversicherung von 4125 Euro auf 4237 Euro steigt. Auch bei den indirekten Abgaben gibt es gegenläufige Effekte: Die GEZ-Gebühr (Haushaltsabgabe) sinkt marginal, die Ökostrom-Umlage steigt wie auch die Müllgebühr in Düsseldorf. Die Gesamtbelastung mit allen direkten und indirekten Abgaben bleibt mit 62,5 Prozent unverändert hoch.

Alleinerziehende in Krefeld Immerhin steigt hier das Nettogehalt leicht auf 78,1 Prozent vom Brutto. Bei diesem Gehalt macht sich die höhere Bemessungsgrenze nicht bemerkbar. Das Kindergeld erhöht sich um zwei Euro pro Monat.

Doppelverdiener-Paar mit Kindern aus Neuss Auch bei diesem typischen Mittelschichtpaar bleiben vom Bruttolohn statt 78,9 Prozent nur noch 78,5 Prozent als Netto über - trotz höherem Kinderfreibetrag und Grundfreibetrag. Hier schlägt der hohe Zusatzbeitrag der DAK gleich doppelt zu Buche.

Rentner-Ehepaar aus Duisburg Dieser Musterhaushalt zahlte schon 2015 keine Steuer, hat also auch nichts von der steuerlichen Entlastung für 2016. Entsprechend stark machen sich die höheren Krankenkassen-Ausgaben bemerkbar. Zudem wird auch in Duisburg die Müllabfuhr teurer. Entsprechend steigt die Gesamtbelastung mit allen direkten und indirekten Angaben von 30,7 auf 31,1 Prozent.

Die Abgaben blieben im internationalen Vergleich zu hoch, sagt Volker Stern vom Steuerzahlerbund. "Um weitere Belastungen zu vermeiden, muss die kalte Progression nachhaltig ausgeschaltet werden."

(RP)
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