Düsseldorf Digitaler Nachwuchs für die Dax-Familie

Düsseldorf · Die Idee der Bundesregierung, Wagniskapital zu fördern, könnte auch an der Börse Signalwirkung für die jungen, aufstrebenden Unternehmen haben. Der Aktienmarkt ist immer noch die wichtigste Finanzierungsquelle.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Bekommt die Dax-Familie bald Nachwuchs? Zu den Geburtshelfern könnte die Bundesregierung gehören, die mit einem neuen Gesetz das Wagniskapital fördern will. Das käme vielen so genannten Start-up-Gesellschaften zugute, die später den Sprung an die Börse wagen wollen.

Dax hat immer wieder Nachwuchs bekommen

Seit dem Start des Deutschen Aktien-Index (Dax) 1988 hat sich die Zahl der Index-Mitglieder stetig erweitert. Während in dem bekanntesten heimischen Börsenbarometer die 30 größten und umsatzstärksten Konzerne enthalten sind, bildet der M-Dax die 50 wichtigsten Unternehmen aus der zweiten Reihe ab. Der S-Dax repräsentiert 50 kleinere Gesellschaften, während der Tec-Dax die 30 bedeutendsten Technologieaktien beinhaltet. Hinzu kommen einige andere Indizes, in denen beispielsweise Familienfirmen oder dividendenstarke Werte gebündelt werden.

Vor dem Kollaps 2003 hatte es auch eine Messlatte für die Titel am Neuen Markt gegeben. Dieses Segment wurde nach einer Serie von Skandalen und dramatischen Kursverlusten jedoch geschlossen. Die Deutsche Börse lehnt als Folge des Endes mit Schrecken eine Wiederauflage dieses einst gefeierten Handelsbereichs für Wachstumsunternehmen kategorisch ab.

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Foto: AFP

Für die deutsche Start-up-Szene könnte ein neuer Index für aufstrebende junge Firmen Signalwirkung haben. Denn die Börse gehört nach wie vor zu den wichtigsten Finanzierungsquellen für Unternehmen. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) nimmt hierzulande die Zahl der Firmen, denen Wagniskapital überlassen wird, in den vergangenen Jahren stetig ab.

Immer wieder Kritik an zu wenig Startup-Förderung

Im vergangenen Jahr wurden gerade einmal 646 Millionen Euro an Venture-Capital zur Verfügung gestellt. Zum Vergleich: In den USA waren es im gleichen Zeitraum umgerechnet rund 44 Milliarden Euro. Auch in Großbritannien wurden deutlich mehr Geschäftsideen mit Wagniskapital gefördert als in Deutschland.

Die immer lauter gewordene Kritik, dass für die deutsche Start-up-Branche zu wenig getan werde, scheint nun zu fruchten. Auf der Mitte September anstehenden Kabinettsklausur könnte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits Eckpunkte für eine Förderung vorlegen.

Zum Streitpunkt könnte allerdings der Ruf nach steuerlichen Erleichterungen werden, gegen die sich Schäuble bisher klar ausgesprochen hat. Einigkeit besteht lediglich darüber, dass weiterhin keine Körperschaftssteuer anfällt, wenn Anteile von weniger als zehn Prozent an Start-up-Gesellschaften weiter verkauft werden.

Finanzierungsplattform für junge Firmen

Fortschritte sind indessen auch schon ohne neue Gesetze gemacht worden. So beteiligt sich die staatseigene KfW-Bank in den nächsten fünf Jahren mit bis zu 400 Millionen Euro an einem Wagniskapital-Dachfonds. Daraus sollen bis zu zwei Milliarden Euro mobilisiert werden.

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Zudem stockt der Europäische Investmentfonds sein Volumen um 700 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro auf. Zuversicht können deutsche Start-ups auch daraus schöpfen, dass die Deutsche Börse Mitte Juni die Finanzierungsplattform "Deutsche Börse Venture Network" startete. Hier werden junge Firmen mit finanzstarken Investoren zusammengeführt.

Ein Problem würde indes ein Index aufwerfen, der die Wertentwicklung von Start-ups noch vor dem Börsengang messen soll. Denn die Berechnung angemessener Kurse der jeweiligen Firmen wäre in diesem Fall extrem schwierig. Zudem dürfte selbst dann, wenn die Politik grünes Licht gibt, noch einige Zeit vergehen, bis ausreichend junge Unternehmen an der Börse gehandelt werden, aus denen dann ein entsprechendes Kursbarometer abzubilden wäre.

(RP)
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