Aus für Banknote? So teuer wäre die Abschaffung des 500-Euro-Scheins

Frankfurt · Allein die Kosten für den notwendigen Druck anderer Noten mit kleinerem Wert dürften bei einer halben Milliarde Euro liegen. Dazu kommen höhere Aufwendungen für die Logistik. Nach dem Ablauf einer Frist würde der Schein wertlos.

Einen derartigen Anblick soll es nach den Plänen der EZB bald nicht mehr geben.

Einen derartigen Anblick soll es nach den Plänen der EZB bald nicht mehr geben.

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Grundsätzlich ist es klar: Die Europäische Zentralbank will den 500-Euro-Schein abschaffen. Mitte Februar hat Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), verkündet, dass die technische Umsetzung geprüft werden solle. Diese Prüfung ist Aufgabe des Banknotenausschusses, der voraussichtlich Anfang Mai dem EZB-Rat verschiedene Optionen vorstellen wird. Das oberste Entscheidungsgremium der Notenbank muss dann entscheiden.

Eine Abschaffung gilt als wahrscheinliche Variante, könnte aber sehr teuer werden. Mindestens eine halbe Milliarde Euro würden allein die Druckkosten verschlingen, hat die "FAZ" erfahren. Die Alternative wäre ein langsames Auslaufen der Scheine, indem man keine neuen mehr druckt und die alten nach und nach von den Banken einziehen lässt. Schafft man aber die 500-Euro-Scheine auf einmal ab, dann muss man für Ersatz sorgen, also mehr Scheine anderer Art drucken, 100- oder 200-Euro-Scheine wahrscheinlich.

Aktuell sind mehr als 600 Millionen 500-Euro-Scheine im Umlauf. Das entspricht also einem Nennwert von gut 300 Milliarden Euro. Das wiederum ist fast ein Drittel des gesamten Wertes der umlaufenden Euro-Banknoten. Wollte man diese etwa vollständig mit 100 Euro-Scheinen ersetzen, wäre dazu allein der Druck von gut drei Milliarden Banknoten nötig. Im Schnitt kostet die Herstellung einer Banknote zehn Cent. Das variiert, je nachdem, wie aufwändig die Sicherheitsmerkmale sind.

Zusätzlich zu den mindestens 500 Millionen Euro Kosten allein für den Druck rechnen Experten mit Aufwendungen für die Logistik in wohl dreistelliger Millionenhöhe, heißt es weiter. Die alten Scheine müssten aus dem Verkehr gezogen, die neuen entsprechend hineingebracht werden, und das alles in kurzer Zeit. Wenn diese Frist sehr kurz angesetzt würde, dürften die Kosten noch höher sein. Schließlich sind die Kapazitäten in den Spezialdruckereien gut ausgelastet. Und: Gehe das Ganze zu schnell, dürfte das auch der Sicherheit abträglich sein, meinen Fachleute.

Anders als bei der DM, die von der Bundesbank immer noch eingetauscht wird, würde der 500-Euroschein nach dem Ablauf einer Frist wertlos. Zu große Eile dürfte die EZB wohl auch nicht an den Tag legen, weil gerade eine neue Serie von Euro-Scheinen eingeführt wird, die kleinen Stückelungen gibt es schon, 2017 soll der 50er, dann der 100- und 200-Euroschein ersetzt werden.

Schein spielt im Alltag kaum eine Rolle

Im Alltag spielt der violette Schein so gut wie keine Rolle. Nur wenige dürften tatsächlich schon ein Exemplar in der Hand gehabt haben. Mehr als ein Drittel der Scheine kursiert nach Einschätzung von Experten außerhalb des Euroraums, etwa in Osteuropa, Lateinamerika und im Nahen Osten. "Der größte Teil der 500-Euro-Scheine befindet sich in Spanien in Zirkulation", sagt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, "das hat ganz eng etwas mit Drogenhandel zu tun, Drogen, die aus Lateinamerika kommen und mit Euro bezahlt werden."

Deshalb ist das wesentliche Argument für eine Abschaffung des 500-Euro-Scheins, dass damit der Kampf gegen die Geldwäsche und den Terrorismus erleichtert werde. Ob Terroristen oder Kriminelle allerdings wirklich an illegalen Handlungen gehindert würden, wenn die großen Stückelungen abgeschafft würden, daran hat Bundesbankpräsident Jens Weidmann Zweifel. Weidmann verweist auf die USA, wo etwa die Abschaffung der 100-Dollar-Banknote gefordert werde.

Offenbar ist der Präsident der Bundesbank aber wie in anderen so auch in dieser Frage im EZB-Rat in der Minderheit. Der 500-Euro-Schein eignet sich schließlich auch gut zur Geldaufbewahrung. Das nutzen die Bürger nicht nur im Euroraum in Zeiten der Krise. Und das ist das geldpolitische Argument, das hinter einer Abschaffung stehen könnte: Negative Zinsen ließen sich besser durchsetzen, wenn das Bargeld abgeschafft würde. Doch die Pläne zur Abschaffung des 500-Euro-Scheins, so hatte Draghi erst im Januar gesagt, hätten nichts mit einer Bargeld-Verringerung zu tun.

(RP)
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