Preise in Deutschland Lebensmittel treiben Inflationsrate leicht hoch

Düsseldorf · Teurere Lebensmittel lassen die Preise in Deutschland etwas stärker steigen. Waren und Dienstleistungen kosteten im November durchschnittlich 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, erklärte das Statistische Bundesamt am Montag.

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

"Das ist die höchste Inflationsrate seit einem halben Jahr", sagte ein Statistiker. "Es geht sachte bergauf." Im Oktober lag die Teuerungsrate bei 0,3 Prozent, im September bei null. Für Nahrungsmittel mussten die Verbraucher im Schnitt 2,3 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. "Das ist der kräftigste Anstieg seit Februar 2014", sagte der Statistiker.

"Wir hatten einige extreme Wetterlagen in diesem Jahr in vielen Regionen der Welt, was möglicherweise auf die Ernte und einige Lebensmittelpreise durchgeschlagen hat", sagte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. Entlastet werden die Haushaltsbudgets dagegen erneut von billigerer Energie. Sie kostete 7,5 Prozent weniger als im November 2014. Besonders Benzin, Diesel und Heizöl waren günstiger zu haben.

Experten gehen davon aus, dass Preise künftig wieder etwas stärker steigen werden. "Einen weiteren Verfall der Ölpreise werden wir wohl nicht sehen, sie dürften sich stabilisieren", sagte Ökonomin Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. "2016 werden wir deshalb wieder Teuerungsraten über der Ein-Prozent-Marke haben." Eine hohe Inflation erwarten die wenigsten Experten.

"Der Wettbewerb in Deutschland ist sehr stark, weshalb es Unternehmen trotz robuster Konjunktur schwer fällt, höhere Preise durchzusetzen", sagte Kastens. Sie sagt für 2016 eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,3 Prozent voraus. Die Löhne dürften aber etwa doppelt so kräftig zulegen. "Die Kaufkraft steigt dadurch weiter", sagte Kastens.

Die Europäische Zentralbank (EZB) spricht erst bei Teuerungsraten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Da sich auch in der Euro-Zone die Inflation hartnäckig nahe der Nulllinie hält, dürfte sie ihre Geldschleusen weiter öffnen. "Der kleine Preisanstieg in Deutschlands ist nichts, was die EZB davon abhält, weitere Maßnahmen zu beschließen", sagte Bargel.

Experten rechnen damit, dass die EZB ihre Anleihenkäufe ausweiten und dies am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung mitteilen wird. Auch eine Anhebung des Strafzinses auf Einlagen bei der Notenbank schließt sie nicht aus. Damit sollen Banken gedrängt werden, mehr Kredite zu vergeben anstatt das Geld bei der EZB zu horten. Das soll Konjunktur und Inflation anschieben.

(REU)
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