"Panama Papers" Mossack Fonseca erhebt Klage wegen Diebstahls

Panama-Stadt · Mossack Fonseca sieht sich durch die Enthüllungen zu undurchsichtigen Finanzgeschäften zu Unrecht beschuldigt. Nach einer ersten PR-Kampagne legen die Rechtsanwälte nun nach - und stellen einen Strafantrag. Sie wollen den mutmaßlichen Datendieb zur Rechenschaft ziehen.

 Das Gebäude in Panama-Stadt, in dem die Kanzlei Mossack Fonseca ihren Sitz hat.

Das Gebäude in Panama-Stadt, in dem die Kanzlei Mossack Fonseca ihren Sitz hat.

Foto: afp, eis/

Die in den "Panama Papers" beschuldigte Kanzlei Mossack Fonseca geht strafrechtlich gegen die Verantwortlichen des Datenlecks vor. "Niemandem gefällt es, bestohlen zu werden", teilte ein Sprecher der Kanzlei der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag auf Anfrage mit. "Wir werden unser Möglichstes tun, um die Schuldigen zu bestrafen."

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, das Datenmaterial im Umfang von 2,6 Terabyte sei ihr von einer anonymen Quelle zugespielt worden. "Ich habe die Quelle nie gesehen. Wir haben einen verschlüsselten Chat, in dem wir uns austauschen", sagt der Reporter Bastian Obermayer in einem Dokumentationsvideo zu der Recherche. "Ich frage ihn auch ganz direkt, warum er das macht - und er sagt, weil er findet, dass das aufhören sollte, was die machen."

Mossack Fonseca geht davon aus, dass der Kanzlei-Server gehackt wurde. "Ein Hackerangriff ist eine Straftat. Ein schweres Verbrechen, das mit Gefängnis bestraft wird", sagte Kanzlei-Teilhaber Ramón Fonseca Mora in einem Interview des Fernsehsenders Telemetro.

Die Kanzlei habe in Panama bereits Strafantrag gestellt, sagte die Chefin der Rechtsabteilung, Sara Montenegro. "Das müssen wir tun, um unsere Kunden zu verteidigen, die auf die eine oder andere Weise betroffen sind."

Mossack Fonseca meint zu wissen, wer hinter dem Datendiebstahl steckt. "Wir haben einen Verdacht. Wir können dazu aber nicht mehr sagen, weil wir keine Beweise haben", sagte Fonseca Mora. Auf die Frage, ob er glaube, dass es ein Insider-Job war, antwortete er: "Ich weiß nicht. Ich glaube nicht."

Von der Berichterstattung über den Fall fühlt sich der Anwalt in ein schlechtes Licht gestellt. Die Geschäfte seien vollkommen legal, und seine Kanzlei halte sich stets an die Regeln. Mossack Fonseca gründe die Kapitalgesellschaften lediglich und verkaufe sie an Zwischenhändler weiter, erklärte er. Ein Kontakt zu den Endkunden bestehe in der Regel nicht.

"Bisher war man so lange unschuldig, bis die Schuld bewiesen war", sagte Fonseca Mora. "Heute leben wir in einer Welt, in der man so lange schuldig ist, bis man das Gegenteil beweisen kann. Das gefällt mir überhaupt nicht."

Durch die "Panama Papers" geraten derweil immer mehr Prominente in Bedrängnis. Der isländische Ministerpräsident reichte bereits seinen Rücktritt ein. In NRW gerät der ehemalige CDU-Schatzmeister Helmut Linssen unter Beschuss.

(ap)
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