Klever Händler sagen Kleinmünzen Kampf an Bundesbank will an Cent-Münzen festhalten

Kleve · Das Projekt der Klever Händler, das Zahlen mit Kleinmünzen abzuschaffen, sorgt bundesweit für Schlagzeilen. Handelsverband und Bundesbank halten davon wenig.

 68 Händler aus Kleve machen bei der Aktion mit.

68 Händler aus Kleve machen bei der Aktion mit.

Foto: Gottfried Evers

Seit Montag versuchen 68 Händler, Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus ihren Kassen zu verbannen. "Geehrte Kunden, wir runden", heißt ihre Aktion. Dabei runden sie Summen auf Fünf-Cent-Beträge auf oder ab. Der Start der Aktion glückte: Die Kunden verzichten gerne auf das lästige Kleingeld, wie eine Umfrage in teilnehmenden Geschäften ergab.

Doch bundesweit gibt es Kritiker. "Wir sehen das Klever Projekt kritisch", sagte Ulrich Binneboeßel, Zahlungsverkehr-Experte beim Handelsverband HDE. "Für den Händler bedeutet dies zusätzlichen Kommunikationsaufwand. Gerade wenn er aufrundet, muss er das Einverständnis des Kunden einholen." Manche Preise wie die für Bücher dürfe er zudem gar nicht abrunden.

Womöglich machen auch deshalb große Händler in Kleve nicht mit: Kaufhof, Saturn, Hagebau, H&M rechnen weiter centgenau ab. Begründung: Die Kassensysteme seien nicht auf das Runden ausgelegt. Der HDE fordert stattdessen eine europäische Lösung: "Entweder besteht diese darin, dass die Zentralbank Ein- und Zwei-Cent-Münzen ganz abschafft oder dass es eine verbindliche Rundungsregelung für alle Händler gibt."

Die Bundesbank sieht die Klever Aktion gelassen — aber auch keinen Anlass, nun die Produktion kleiner Münzen einzustellen. "Die Deutsche Bundesbank nimmt in der Diskussion um eine mögliche Rundungsregel eine neutrale Position ein", sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele unserer Redaktion. Eine repräsentative bundesweite Umfrage von 2011 habe aber gezeigt, dass die Bürger die Kleinmünzen mögen: "Weniger als 40 Prozent möchten sie abgeschafft wissen." Eine Umfrage der EU-Kommission von 2015 ergab, dass 69 Prozent der Befragten in Deutschland die "Anzahl der Münzdenominationen für genau richtig halten". Nur 25 Prozent der Deutschen fanden, dass es zu viele Münzstückelungen gibt.

Am Ende müsste ohnehin die Politik entscheiden: Das Ausgabe- und Münzprägerecht liegt beim Bundesministerium der Finanzen.

(anh/cat)
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