Studie des Weltwirtschaftsforums In 170 Jahren erhalten Männer und Frauen den gleichen Lohn

Genf · Wenn sich alles so weiter entwickelt wie derzeit, dann dauert es noch 170 Jahre, bis Männer und Frauen weltweit den gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen. Das zeigt eine Studie des Weltwirtschaftsforums.

 Frauen und Männer werden weltweit oft nicht gleich bezahlt.

Frauen und Männer werden weltweit oft nicht gleich bezahlt.

Foto: dpa, tha kde

Die jährlichen Untersuchung des Weltwirtschaftsforums zur Geschlechtergleichstellung wurde am Mittwoch veröffentlicht. Es gebe eine "dramatische Rückwärtsentwicklung" in diesem Bereich.

Im vergangenen Jahr hatte das Weltwirtschaftsforum die Zeitspanne bis zur wirtschaftlichen Gleichstellung noch mit 118 Jahren angegeben. Doch seit Erreichen des bisherigen Bestwerts im Jahr 2013 habe sich die Ungleichheit weiter vergrößert, heißt es in dem Bericht.

Für die Berechnung der wirtschaftlichen Ungleichheit wurden mehrere Faktoren und deren Entwicklung in den vergangenen elf Jahren untersucht, darunter Einkommensunterschiede, die Erwerbsquote von Frauen und Männern und die Geschlechterverteilung in Führungspositionen. Das Weltwirtschaftsforum berechnete daraus ein Gefälle von 59 Prozent - das ist der schlechteste Wert seit 2008 in der seit 2006 laufenden Studienreihe.

Von den 144 einbezogenen Ländern kam Island wie schon in den sieben vorangegangenen Jahren auf den ersten Platz in Sachen wirtschaftliche Gleichstellung. Es folgten Finnland, Norwegen und Schweden. Deutschland kommt auf Platz 13 und schneidet damit schlechter ab als unter anderem die Philippinen, Ruanda, Nicaragua und Burundi.

Zwischen den Weltregionen gibt es den Angaben zufolge große Unterschiede. Während die wirtschaftliche Lücke zwischen Männern und Frauen in Westeuropa demnach binnen 47 Jahren geschlossen werden kann, dauert es in Südasien mehr als 1000 Jahre, sofern sich die Entwicklung nicht beschleunigt.

Das Weltwirtschaftsforum untersucht die Geschlechtergleichstellung jedes Jahr in vier Feldern: Bildungsniveau, Gesundheit und Lebenserwartung, wirtschaftliche Beteiligung und politische Mitwirkung. Im diesjährigen Bericht gab es einzig bei der wirtschaftlichen Beteiligung eine Rückwärtsentwicklung. Besonders gut entwickelte sich dagegen der Bildungsbereich.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Elke Hannack, nannte die "weltweite Diskriminierung" von Frauen in Gesellschaft und Wirtschaft "nicht nur alarmierend, sondern schlicht unerträglich". Nötig sei, "global eine aufrichtige Gleichstellungsdebatte zu führen". Hierzu müsse Deutschland seine G20-Präsidentschaft im kommenden Jahr nutzen.

(mre/AFP)
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