Ausgabepreis aber deutlich niedriger als anfangs kalkuliert Google beendet ersten Börsentag mit gutem Plus

New York (rpo). Einen spektakulären und nicht ganz pannenfreien Börsenstart hat die Internet-Suchmaschine Google hingelegt: Nach dem Start legte das Papier am Donnerstag an der US-Börse Nasdaq bis auf 103,42 Dollar zu. Google beendete seinen Handelstag schließlich mit einem Plus von 18 Prozent.

Das waren fast 20 Prozent mehr als der Ausgabepreis von 85 Dollar. Damit übertraf Google alle Erwartungen, nachdem das Unternehmen am Vortag wegen offenbar geringer Nachfrage seine Preisspanne an das Börsendebüt deutlich senken musste. Beendet hat Google den ersten Handelstag schließlich mit einem Plus von 18 Prozent.

Der Aktienkurs lag bei Handelsschluss bei 100,34 Dollar, gut 15 Dollar über dem Ausgabepreis von 85 Dollar. Zwischenzeitlich stieg die Aktie sogar auf 103,42 Dollar. 22 Millionen Aktien der Internetsuchmaschine wechselten im Laufe des Tages den Besitzer.

Ursprünglich hatte Google mit Sitz im kalifornischen Mountain View bei den Erstkäufern einen Preis zwischen 108 bis 135 Euro erzielen wollen. Diese Preisspanne wurde dann aber in letzter Minute auf 85 bis 95 Dollar herabgesetzt. Nach der offiziellen Genehmigung der Emission durch die Aufsichtsbehörde SEC am Mittwochnachmittag (Ortszeit) wurde der Einstiegspreis an der unteren Grenze von 85 Dollar festgesetzt. Der Wert des Börsengangs belief sich damit auf nur noch 1,67 Milliarden Dollar. Anfänglich hätten es bis zu 3,5 Milliarden Dollar sein können. Trotz der Preissenkung bleibt Google allerdings der größte Börsengang der Internet-Branche seit dem Platzen der Hightech-Blase Anfang des Jahrzehnts.

Der Börsengang hatte sich zuletzt immer wieder verzögert. Auch am Donnerstag mussten die Anleger und die beiden bei der Handelseröffnung anwesenden Firmengründer Larry Page und Sergey Brin warten: Nach Angaben der Nasdaq war die Verzögerung für einen Börsenneuling normal, da die Börse zunächst Kauf- und Verkauf-Orders sammeln und gegeneinander stellen musste, um einen Kurs zu ermitteln.

"Die Reaktion des Marktes war besser als erwartet", sagte Larry Wachtel, Aktienstratege von Wachovia Securities in New York. Google habe nach der anfänglichen Fehleinschätzung nun offenbar den richtigen Ausgabewert gefunden.

Börsengang litt unter etlichen Pannen

Mit dem Preis senkte die 1998 von den Stanford-Studenten Larry Page (31) und Sergey Brin (30) gegründete Internetfirma auch die Zahl der ausgegebenen Aktien. Statt 25,7 Millionen Anteile kamen zum Börsengang nur 19,6 Millionen auf den Markt. Neben der überzogenen Preiseinschätzung litt der Börsengang unter einer Reihe von Pannen: So musste Google die Registrierung von Interessenten zunächst wegen technischer Probleme um eine Woche verschieben. Dann musste das Unternehmen einräumen, dass es versäumt hatte, bei der SEC Millionen Mitarbeiteraktien und -optionen aufzuführen. Zuletzt sorgte ein Interview von Page und Brin in der September-Ausgabe des "Playboy" für Aufregung, das als Verletzung der Schweigepflicht gewertet werden könnte.

Der Kauf der Google-Aktie zum Ausgabepreis war Anlegern mit Wohnsitz in den USA vorbehalten gewesen. Seit Aufnahme der Notierung an der Nasdaq können aber auch Interessenten in Deutschland Google-Anteile erwerben. Allerdings sind die Gebühren für Transaktionen direkt in den USA relativ teuer. Auf der Plattform der Deutschen Börse gibt es aber bereits eine Notierung für Google im Freiverkehr. Die Börse verlangt für diese Transaktionen nur den normalen Inlandspreis. Hinzu kommen die Gebühren des Finanzdienstleisters.

Die weitere Entwicklung der Google-Aktie ist schwer vorauszusagen. Das Börsenklima insgesamt und speziell für Internet-Werte hat sich zuletzt stark verschlechtert. Mit dem fulminanten Start von Google könnte sich dies allerdings wieder ändern. Die Suchmaschine selbst verweist auf zahlreiche Risiken wie die wachsende Konkurrenz durch Yahoo und Microsoft. Hinzu kommt, dass mehrere Google-Altaktionäre und die Mitarbeiter spätestens in einem halben Jahr das Recht haben, ihre Anteile zu verkaufen. Je nach Menge könnte das den Preis unter Druck setzen.

(afp)
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