Kurs des Edelmetalls steigt Gold — Spekulanten setzen auf indische Hochzeitssaison

Frankfurt/Main · In keinem Land der Welt kaufen die Menschen so viel Goldschmuck wie in Indien, und jedes Jahr beflügelt eine alte Tradition die Spekulation an den Goldmärkten. In den Monaten September bis November wird auf dem Subkontinent geheiratet. Dann ist die Zeit der üppigen Goldgeschenke an die Brautleute. Der Preis für die Feinunze hat in dieser Woche bereits die Marke von 1700 Dollar überschritten.

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Foto: AFP

In dem Bundesstaat Kerala, der als eine Hochburg des Goldhandels gilt, berichtete die Zeitung "Times of India" bereits über einen starken Anstieg der Nachfrage nach dem gelben Edelmetall. Solche Meldungen werden an den Rohstoffmärkten von allen aufmerksam verfolgt, die auf weiter steigende Goldpreise spekulieren.

Die Profis an den Goldmärkten haben nämlich eines im Hinterkopf: Die Hochzeitssaison in Indien hat den Preis für das gelbe Edelmetall in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich steigen lassen. Die Frage lautet: Ist die Nachfrage in der Hochzeitssaison in diesem Jahr stark genug, um den Goldpreis weiter in Richtung eines neuen Rekordhoch zu treiben?

Monatelang dümpelte der Goldpreis bei der Marke von 1600 US-Dollar vor sich hin. Aber plötzlich ist wieder Dynamik zu spüren. Innerhalb von zwei Wochen legte der Preis für die Feinunze (etwa 31 Gramm) an der Rohstoffbörse in London rund 100 Dollar zu, erreichte am Donnerstag bei 1714 Dollar den höchsten Stand seit etwa einem halben Jahr und steht aktuell bei 1700 Dollar.

Steuern auf Gold steigen

In diesem Jahr liegt jedoch ein Schatten auf der sonst so glänzenden Hochzeitssaison. Es spricht einiges dafür, dass indisches Brautgold als Preistreiber hinter den hohen Erwartungen der Anleger zurückbleiben könnte. Einer der Gründe sind die Steuern, die bei der Einfuhr von Gold nach Indien bezahlt werden müssen. Zuletzt hatte der indische Staat im Kampf gegen Haushaltslöcher bereits die Einfuhrsteuer auf das gelbe Edelmetall erhöht. Jetzt befürchten Experten des Branchenverbandes "Bombay Bullion Association" einen weiteren Anstieg der Steuer.

Noch schwerer wiegt aber der Preis, der in Indien für das gelbe Edelmetall bezahlt werden muss. Zu Beginn der Woche erreichte der Goldpreis in Rupien gerechnet ein neues Rekordhoch. Der Höhenflug hat bei der Nachfrage in den Schmuckläden ihre Spuren hinterlassen. Die jüngsten Daten des Branchenverbandes World Gold Council zeigten einen Einbruch der indischen Schmucknachfrage im zweiten Quartal um 30 Prozent zum Vorquartal. Dennoch rechnet Rohstoffexperte Gabor Vogel von der DZ Bank fest mit einem Comeback der Schmucknachfrage auf dem Subkontinent in der zweiten Jahreshälfte.

Gold gehört in Indien zu jeder Hochzeit

Während Goldhändler noch mit gemischten Gefühlen auf die diesjährige Hochzeitssaison schauen, zeigten sich Juweliere in Indien hingegen zuversichtlich. "Goldschmuck ist nach wie vor in Mode", zitierte die "Times of India" einen Schmuckhändler. Rekordpreis hin oder her: Ein Schmuckstück aus Gold ist in den Augen vieler Inder nach wie vor ein unverzichtbarer Bestandteil jeder gelungenen Hochzeitsfeier. Eine Studie der australischen Investmentbank Macquarie , die Ende 2011 für Schlagzeilen sorgte, zeigte: In indischen Haushalten werden etwa 18 000 Tonnen Gold gehortet - das entspricht einem Wert von fast einer Billion Dollar.

Für den jüngsten Anstieg des Goldpreises macht Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank aber zunächst noch die Notenbanken in den USA und der Eurozone verantwortlich. Mit Blick auf eine weitere Lockerung der bereits sehr expansiven Geldpolitik könne "Gold seine Funktion als sicherer Hafen und wertstabile Anlege wieder ausleben". Zudem spricht Jochen Hitzfeld von der Unicredit von einer stärkeren Nachfrage, die sich an einem größeren Interesse an sogenannten Gold-ETFs zeige. Dabei kaufen spezielle Firmen mit dem Geld der Anleger Goldbarren und deponieren sie bei einer Bank. Im August hätten die Gold ETFs mit durchschnittlich von 513 000 Unzen pro Woche sehr hohe Mittelzuflüsse verzeichnet, sagt Hitzfeld.

Nach Monaten im Dornröschenschlaf ist der Goldpreis wieder zu neuen Leben erwacht. Trotz des starken Anstiegs der vergangenen Handelstage fehlt aber immer noch ein gutes Stück bis zum Rekordhoch bei 1920 Dollar, das im September 2011 erreicht wurde. Aber wie schnell der Goldpreis steigen kann, bewies er bei seiner letzten Rekordjagd vor fast genau einem Jahr. Damals dauerte es drei Wochen bis Preis für das gelbe Edelmetall den Sprung von 1700 Dollar auf den Spitzenwert schaffte.

(dpa)
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