Börse Russisch-türkische Spannungen belasten Dax

Frankfurt/Main · Politische Spannungen zwischen Russland und der Türkei haben den Dax am Dienstag tief ins Minus gedrückt. Nach einem Kursrutsch von bis zu zwei Prozent notierte der deutsche Leitindex am Ende 1,43 Prozent im Minus bei 10.934 Punkten.

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Foto: AP

Damit rutschte er wieder unter die viel beachtete 200-Tage-Linie, die als Gradmesser für den langfristigen Trend gilt. Noch in der vergangenen Woche war der Dax - beflügelt von Hoffnungen auf weitere geldpolitische Impulse - um fast 4 Prozent auf das Niveau von Mitte August geklettert.

"Selbst auf den überraschend positiven Ifo-Index ist eine Reaktion ausgeblieben", kommentierte Aktienmarktstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank die nur kurzzeitige Eindämmung der Kursverluste nach den Daten. Alles, was aktuell mit dem Thema Terror zu tun habe, gebe nach dem goldenen Oktober "den letzten kleinen Anstoß" für Gewinnmitnahmen.

Auch die Nebenwerte-Indizes standen am Dienstag deutlich unter Druck: Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 1,50 Prozent auf 20.942 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax rutschte um 1,75 Prozent auf 1795,77 Punkte ab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 1,04 Prozent auf 3409,60 Punkte ein. Die nationalen Indizes in Paris und London gaben ebenfalls nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial trat indes zum europäischen Handelsende auf der Stelle.

Laut dem Ifo-Geschäftsklima hatte sich im November die Stimmung in deutschen Unternehmen so deutlich aufgehellt wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. "Nicht einmal die Anschläge von Paris haben sich in den Daten negativ bemerkbar gemacht", kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Weiter im Fokus steht die Möglichkeit neuer Anschläge. Die USA warnte Reisende vor einer weltweiten Terrorgefahr, und in Brüssel gilt nach wie vor die höchste Terrorwarnstufe. Doch selbst die Anschläge in Paris vor anderthalb Wochen hatten keinen erkennbaren Einfluss auf die Börsenkurse gehabt.

Auch der aktuelle türkisch-russische Zwischenfall sollte zu keiner nachhaltigen Stimmungsbelastung führen, glaubt Analyst Jens Klatt vom Broker DailyFX. "Denn im erweiterten Sinne stehen beide Seiten im Kampf gegen den IS, trotz Differenzen besonders im Zusammenhang mit der syrischen Führung, auf der gleichen Seite." Daher sei es "wohl nur eine Frage der Zeit", bis der Dax wieder die Marke von 11 000 Punkten überwinde.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen waren am Dienstag mit einem Plus von 5,46 Prozent auf 115,90 Euro einziger Gewinner im Dax. Sie legten damit den achten Tag in Folge zu. Die Anleger ignorierten weitere negative Meldungen über manipulierte Abgas-Software in den USA und schauten stattdessen auf Europa. Dort sind mit Blick auf bevorstehende Rückrufe von Dieselfahrzeugen keine großen Umrüstungen nötig.

Zudem hob Analyst Patrick Hummel von der schweizerischen Großbank UBS das Kursziel für die VW-Vorzüge von 150 auf 160 Euro an und bekräftigte seine Kaufempfehlung. Wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ausgeweitete Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig schreckten die Anleger nicht.

Lufthansa büßten hingegen als einer der schwächsten Werte im deutschen Leitindex 3,98 Prozent ein. Neben der Warnung der USA an Reisende drückte hier der drohende nächste Streik auf die Stimmung.
Zuletzt keimte bei der Fluggesellschaft aber Hoffnung, dass der für diese Woche angedrohte Streik der Flugbegleiter doch noch abgesagt wird.

Im MDax litten die Aktien von Hugo Boss mit minus 5,41 Prozent unter einem enttäuschenden Ausblick auf das neue Jahr. Wegen der Konsumflaute in China und des Preisdrucks in den USA äußerte sich der Modekonzern vorsichtig. Der Umsatz werde 2016 unter der Zielmarke eines durchschnittlich hohen einstelligen Umsatzwachstums bis 2020 liegen, teilte das Unternehmen mit. Eine Verkaufsempfehlung des japanischen Analysehaus Nomura drückte zusätzlich auf die Stimmung.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,36 auf 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 140,32 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,03 Prozent auf 157,66 Punkte. Der Kurs des Euro lag zuletzt bei 1,0653 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,0651 (Montag: 1,0631) US-Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,9389 (0,9407) Euro.

(felt/dpa)
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