Unter 10.000 Punkte Flucht vor Fed und Brexit belastet den Dax

Frankfurt/Main · Die am kommenden Mittwoch anstehende nächste Sitzung der US-Notenbank und das Brexit-Referendum haben den Dax erstmals seit zweieinhalb Wochen unter die Marke von 10.000 Punkten gedrückt. Der deutsche Leitindex schloss am Freitag 2,52 Prozent tiefer bei 9834,62 Zählern.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Damit habe die bereits zur Wochenmitte gestartete Abwärtsbewegung zum Wochenausklang noch einmal Fahrt aufgenommen, schrieb Gregor Kuhn vom Broker IG. Die Flucht in vermeintlich sichere Häfen wie deutsche Staatsanleihen und der Rückzug aus Risikopositionen wie Aktien setzte sich verstärkt fort. Auf Wochensicht betrug das Minus im deutschen Leitindex rund 2,66 Prozent - es war die zweite Woche hintereinander mit Verlusten.

Die Unsicherheit der Anleger lastete auch auf den anderen Indizes. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel um 2,36 Prozent auf 20 185,16 Punkte zurück, der Technologiewerte-Index TecDax sank um 2,23 Prozent auf 1641,82 Punkte.

Die Anleger halten vor dem Fed-Entscheid am kommenden Mittwoch zwar still - doch es gilt als ausgemacht, dass die US-Notenbank die Zinsen zur Juni-Sitzung noch nicht weiter anheben wird. Für einige Experten ist aber eine weitere geldpolitische Straffung im Juli noch nicht vom Tisch. Die Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU steht eine Woche später auf der Agenda.

Im Dax gab es vor dem Wochenende nur Verlierer. Am Index-Ende sackten die Aktien der Lufthansa um weitere 5,58 Prozent ab: Finanzchefin Simone Menne scheidet zum 31. August aus und wechselt zum Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim. Ihr überraschender Abgang bringe Unsicherheit und drücke auf die Stimmung, sagte ein Händler. Am Vortag hatte die Fluggesellschaft mit sehr schwachen Verkehrszahlen für den Mai enttäuscht.

Am Freitag folgte der Betreiber des Lufthansa-Heimatflughafens Fraport ebenfalls mit schwachen Verkehrszahlen. Die Papiere des MDax-Konzerns knickten um 4,62 Prozent ein. Auch die Bankenaktien setzten ihre Talfahrt fort. Im Leitindex gehörten Deutsche Bank und Commerzbank mit Abschlägen von 4,72 Prozent und 4,13 Prozent zu den größten Verlierern. Das wahrscheinlich weiterhin niedrige Zinsniveau sowie die Brexit-Gefahr drückten auf die Finanztitel, erklärte ein Händler.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss um 2,61 Prozent tiefer bei 2911,11 Punkten. Auch für den Pariser CAC 40 und den Londoner FTSE 100 ging es steil bergab. Der Dow Jones Industrial in New York stand zum Handelsschluss in Europa rund ein halbes Prozent im Minus.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von minus 0,06 Prozent am Vortag auf ein Rekordtief von minus 0,07 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 142,87 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,08 Prozent auf 164,79 Punkte. Die Euro-Kurs fiel bis zum Abend unter die Marke von 1,13 US-Dollar: Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1304 (Donnerstag: 1,1343) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8846 (0,8816) Euro.

(dpa)
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