Junge Menschen geben immer häufiger wegen Krankheit den Beruf auf Arbeitsunfähig - Wenn die Seele nicht mehr mitspielt

Düsseldorf (rpo). Es wird dunkel in der Welt und der Mensch fällt in ein tiefes, schwarzes Loch - die Seele ist krank. In Deutschland sind immer mehr junge Menschen von schweren psychischen Erkrankungen betroffen. Zur Arbeit gehen wird ihnen unmöglich. Doch das Geld der Frührente reicht nicht aus. Experten raten deshalb zur privaten Berufsunfähigkeitsversicherung.

Checkliste - Berufsunfähigkeit richtig absichern
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Foto: AP

Mit 35 Jahren in Frührente gehen? Immer mehr Deutsche müssen in jungen Jahren aus dem Berufsleben aussteigen. Der Grund: Ihre Seelen spielen nicht mehr mit. Der Stress, der Leistungsdruck, das Mobbing der Konkurenz, all das lässt die Psyche der Berufstätigen krank werden. Eine neue Studie von Map-Report hat ergeben, dass seelische Erkrankungen mittlerweile die Hauptursache von Erwerbsunfähigkeit sind. Unfälle, Herz- oder Knochenerkrankungen stellen längst nicht mehr die größte Gefahr für die Arbeitskraft dar. Im Gegenteil: Der Anteil der körperlich Berufstätigen aller Frühinvaliden sei im Zeitraum 1993 bis 2002 sogar von 9,1 auf 8,75 gefallen.

Das Berufsunfähigkeitsrisiko bei Büroberufen steigt

Die Gruppe der Frühinvaliden hat sich verändert. Es sind vor allem die vermeintlich Leistungsstarken, die immer öfter unter psychischen Erkrankungen leiden, Manager, Geschäftsführer, die den Druck nicht aushalten. Im Büro Beschäftigte haben traditionell ein geringeres Berufsunfähigkeitsrisiko, machen aber mittlerweile einen immer größeren Anteil bei den Frühinvaliden aus. Laut Map-Report ist der Anteil in den letzten Jahren um zwei Prozent gestiegen und lag 2002 bei 19,1 Prozent. Im Durchschnitt sind psychisch Erkrankte 48 Jahre alt, wenn sie in die Berufsunfähigkeit eintreten. Besonders betroffen sind Frauen. Laut Map-Report-Studie ist der Anteil der psychisch kranken Frauen auf über 36 Prozent aller Frühberentungen gestiegen.

Junge Seelen sind besonders betroffen

Gerade für junge Menschen ist der Verlust der Arbeitskraft eine Katastrophe. Alarmierend sind daher vor allem die von Map-Report veröffentlichten Zahlen für junge Erwerbstätige. Bei den unter 40-Jährigen männlichen Frührentnern sind 46 Prozent wegen psychischen Problemen berufsunfähig. Bei Frauen liegt der Anteil bei 45 Prozent.

Wegen psychischer Probleme wird der Weg bis zur Rente für immer mehr junge Menschen unüberwindbar. Gleichzeitig gibt es immer weniger Geld vom Staat. Der Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeits-Versicherung ist ratsam. Mit der Rentenreform 2001 haben sich einige Änderungen ergeben. Der Berufsschutz für alle Arbeitnehmer, die nach dem 31. Dezember 1960 geboren sind, ist abgeschafft worden. Statt dessen gilt nun ein zweistufiges Erwerbsminderungsrenten-System. Leistungen werden dabei vom noch vorhandenen Leistungsvermögen des Versicherten abhängig gemacht.

Etwa ein Drittel des letzten Bruttogehalts erhält, wer nur noch weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kann. Lediglich 17 Prozent werden gezahlt, wenn der Betroffenen maximal fünf Stunden tätig sein kann. Der ausgeübte Beruf ist in diesem System nicht geschützt. Das bedeutet unabhängig von der Ausbildung müssen auch Tätigkeiten in einem weniger qualifizierten Beruf angenommen werden. Trotz dem erschreckenden Anstieg der Berufsunfähigkeit wegen psychischer Krankheiten, schätzt Map-Report-Herausgeber, Manfred Poweleit, dass lediglich fünf Prozent der Erwerbstätigen im Versicherungsfall über eine richtige Berufsunfähigkeits-Rente verfügen.

Kritik an Versicherungsbranche

Stiftung Warentest erklärt dies mit der Unerreichbarkeit solcher Vorsorge-Produkte. Bei einigen Gesellschaften gebe es beispielsweise für Studenten, Auszubildende oder Hausfrauen keine Absicherung. Andere fänden bei zu hohem Berufsrisiko keinen passenden Schutz. Poweleit wirft der Versicherungsbranche vor, sie hätte die Berufsunfähigkeitsversicherung wegen des hohen Risikos jahrelang gemieden. Statt dessen sei die weniger risikoreiche Unfallversicherung angeboten worden. Map-Report fordert von den Versicherern, sie sollten das erhöhte Berufsunfähigkeitsrisiko bei jungen Menschen als Chance begreifen und mehr entsprechende Tarife anbieten.

Die richtige Vorsorge finden

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung werden meistens Fragen zur Gesundheit gestellt. Wer diese Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet, riskiert den Versicherungsschutz. Fehler des Versicherungsvertreters gehen allerdings zu Lasten der Versicherung. Bevor man sich entscheidet, sollte man verschiedene Angebote vergleichen. Vor allem Berufstätige mit Vorerkrankung sollten auf uneingeschränkten Schutz achten. Die Höhe der Absicherung hängt von der persönlichen finanziellen Situation ab. Wichtig ist auch, dass die Versicherung mit bereits abgeschlossenen Vorsorgemaßnahmen abgestimmt wird. Die Arbeitkraft ist das wichtigste Gut junger Menschen. Wer zusätzlich vorsorgt, gerät nicht in finanzielle Not, wenn die Seele krank wird.

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