Düsseldorf Fahrer stirbt bei Unfall mit selbstfahrendem Tesla

Düsseldorf · Millionen Kilometer haben Fahrzeuge des- Elektroauto-Herstellers Tesla im Autopilotsystem bereits absolviert. Jetzt gibt es einen Todesfall.

Düsseldorf: Fahrer stirbt bei Unfall mit selbstfahrendem Tesla
Foto: dpa, RP

3475 Menschen sind in Deutschland im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Im Schnitt sterben damit beinahe zehn Personen täglich bei Verkehrsunfällen. Wer weniger Tote im Verkehr will, sollte auf autonom fahrende Autos hoffen, heißt es immer wieder. Der größte Risikofaktor beim Autofahren ist der Mensch.

Doch nun sorgt ausgerechnet ein Unfall mit einem solchen System für Schlagzeilen. In den USA ist zum ersten Mal ein Mensch bei einem Unfall ums Leben gekommen, bei dem das Fahrzeug - ein Elektroauto der Marke Tesla - mit dem Autopiloten unterwegs gewesen ist.

Nach Angaben der US-Verkehrsaufsichtsbehörde NHTSA war der der Fahrer des Tesla Model S in Florida unterwegs, als es zu einer Kollision mit einem Lastwagen kam. Dabei habe er eben jenes "Autopilot"-System verwendet, bei dem das Fahrzeug automatisch Geschwindigkeit und Abstand regelt sowie bei Bedarf bremst oder beschleunigt. Nach Behördenangaben versagten die Kameras des Fahrzeugs an einer Kreuzung jedoch dabei, die weiße Flanke des abbiegenden LKW vom hellen Himmel zu unterscheiden. Der Tesla bremste nicht und kollidierte mit dem Truck. Der Tesla-Fahrer kam dabei ums Leben.

Der 62 Jahre alte LKW-Fahrer sagte, der Mann hinter dem Lenkrad des Unglückswagens habe zum Unfallzeitpunkt einen Harry-Potter-Film auf dem Fernsehbildschirm geschaut und sei sehr schnell unterwegs gewesen. Tesla erklärte jedoch, dass es nicht möglich sei, Videos auf dem Touchscreen des Modells S abzuspielen.

In einem öffentlichen Blog-Eintrag sprach der Autobauer der Familie des Opfers sein Beileid aus, betonte jedoch auch, dass sich der Autopilot noch in einer Beta-Version befände. Fahrer würden daher stets aufgefordert, die Hände am Lenkrad zu behalten und aufmerksam zu bleiben. Völlig selbstständig fährt das Auto, trotz des Begriffs "Autopilot" längst noch nicht.

Laut Tesla kann der "Autopilot" in einer Spur bleiben, sie wechseln, wenn der Blinker betätigt wird, und automatisches Einparken. Zudem warnt die Technik den Fahrer bei der Gefahr eines Seitenaufpralls und versucht auch selbst, Kollisionen auszuweichen. Tesla verwendet dazu eine Mischung aus Kameras sowie Radar- und Ultraschall-Sensoren, um die Umgebung zu erkennen. Eigentlich hätten die Sensoren daher den Lkw erkennen müssen, selbst wenn die Kameras die weiße Seite des Fahrzeugs vor dem hellen Himmel nicht hätten unterscheiden können. Die US-Verkehrsaufsichtsbehörde prüft daher nun, ob das System korrekt funktionierte.

Tesla betonte, dass dies der erste bekanntgewordene Todesfall auf über 130 Millionen Meilen (rund 210.000 Kilometer) mit aktiviertem Autopilot sei. Im Durchschnitt würden Fahrzeuge in den USA alle 94 Millionen Meilen (rund 150.000 Kilometer) einen Unfall bauen.

Die Auto-Industrie setzt daher große Hoffnungen in technische Assistenzsysteme. Stauassistenten, Einpark-Hilfen und andere technische Hilfen sind auch bei deutschen Herstellern bereits verbaut. "Nach unserer Einschätzung lässt der heutige Stand der Technologie noch keine Serienfahrzeuge zu, die im Straßenverkehr automatisch und ohne Unterstützung des Fahrers sicher fahren können", sagte gestern jedoch BMW-Konzernchef Harald Krüger. "Wir werden die nächsten Jahre brauchen." Sicherheit gehe vor. Trotzdem kündigte sein Unternehmen gestern die Serienproduktion eines Roboterwagens zusammen mit dem US-Chipriesen Intel und dem israelischen Kameratechnik-Spezialisten Mobileye bis 2021 an. "Wir wollen die Nummer eins beim autonomen Fahren werden", betonte Krüger.

Trotz des Unfalls dürften Assistenzsysteme in den kommenden Jahren in immer mehr Fahrzeugen eingeführt werden, das autonome Fahren würde damit schrittweise Realität. Für die Auto-Hersteller ist das nicht nur eine technische Herausforderung, es geht auch um Psychologie: Sie müssen den Menschen beibringen, der Maschine zu vertrauen. Statistiken allein helfen dabei nicht, am Ende geht es vor allem um das Bauchgefühl.

(frin)
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