Düsseldorf Fahrenschons Rückzug ist beschlossene Sache

Düsseldorf · Binnen weniger Tage ist aus dem Sparkassen-Präsidenten Georg Fahrenschon, dessen Wiederwahl am vergangenen Mittwoch als sicher gegolten hatte, die umstrittenste Figur der deutschen Geldwirtschaft geworden. Ein Mann, der im Sparkassen-Lager offenbar keine Zukunft mehr hat. Morgen treffen sich in Hannover die Präsidenten der regionalen Sparkassenverbände. Gleichzeitig läuft die Frist ab, die die Verantwortlichen Fahrenschon für eine Erklärung gesetzt haben. Und Erklärung kann nur bedeuten: Fahrenschon erklärt wenigstens den Verzicht auf eine zweite Amtszeit ab Mai kommenden Jahres - bisher hat er ja an einer erneuten Kandidatur festgehalten - oder er lässt sein Amt ruhen, bis die Vorwürfe gegen ihn durch einen Gerichtsprozess geklärt sind. Oder er erklärt seinen Rücktritt, vielleicht auch mit sofortiger Wirkung.

Die letzte Variante wäre manchem im Sparkassen-Lager mittlerweile die liebste. Der Druck auf den früheren bayerischen Finanzminister ist auf jeden Fall mittlerweile so groß, dass wohl keine Alternative zum Rückzug bleibt. "Er hat ein klares Signal bekommen, dass es so nicht weitergeht", heißt es in Sparkassen-Kreisen. Vor allem die Tatsache, dass Fahrenschon seine steuerlichen Verfehlungen und den Strafbefehl acht Monate geheimgehalten und offenbar darauf gehofft hat, er käme über einen Gerichtsprozess unbehelligt aus der Sache heraus, ist vielen in der Organisation sauer aufgestoßen. Fahrenschons Rückzug ist also eher eine Sache, die man in Stunden denn in Tagen rechnen könnte. Sein Abtritt könnte auch heute schon erfolgen, noch ehe sich das Präsidium trifft. Aber noch gibt sich der Amtsinhaber stur: "Fahrenschon hängt an seinem Posten", heißt es aus seinem Umfeld. Das hängt vermutlich auch damit zusammen, dass er immer noch die kleine Hoffnung hegt, in einem Strafprozess ungeschoren davonzukommen. Aber auch unabhängig davon gelte es noch, die Modalitäten eines Abgangs zu klären. Fahrenschon dürfte bei einem Rücktritt auf jeden Fall noch das Geld aus seinem bis Mai laufenden Vertrag kassieren.

Während der Verdächtige auf jeden Fall noch in Amt und Würden ist, wird schon kräftig über seine Nachfolge spekuliert - und über eine mögliche Veränderung der Führungsstruktur im öffentlich-rechtlichen Geldgewerbe. Dem Vernehmen nach laufen im Sparkassen-Lager Gedankenspiele, den bisher hauptamtlichen Präsidenten, der im Vorstand ds Verbandes den Vorsitz hat, durch einen ehrenamtlichen zu ersetzen und die operative Arbeit einer Geschäftsführung zu überlassen. Dieses Format ist in der Satzung des Sparkassenverbandes hinterlegt und könnte ohne Probleme ab Mai greifen, wenn Fahrenschons Amtszeit ohnehin abläuft. Schon jetzt hat der DSGV in Karl-Peter Schackmann-Fallis und Joachim Schmalzl geschäftsführende Vorstandsmitglieder, die in einem neuen Modell ihren Job weitermachen könnten - womöglich noch mit einem Hauptgeschäftsführer oben drüber.

Ein Kandidat für die Nachfolge des Bayern Fahrenschon ist der Bremer Thomas Mang (58), derzeit Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen - mindestens als Übergangslösung, bis das Zukunftsmodell geklärt und ein neuer Präsident gewählt worden ist. Gehandelt werden auch die Namen zweier Staatssekretäre im Bundesfinanzministerium: Michael Meister (parlamentarisch) und Thomas Steffen (beamtet).

(RP)
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