Düsseldorf Experten: Dax könnte auf 15.000 Punkte steigen

Düsseldorf · Am ersten Handelstag des neuen Jahres gab es leichte Verluste am Aktienmarkt. Aber das bremst die Euphorie der Analysten kaum.

Nur für den Fall, dass Sie mit dieser Weisheit bei den bisherigen Voraussagen für 2018 noch nicht gequält wurden: Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Beleg gefällig? Vor einem Jahr sahen manche Experten den Deutschen Aktien-Index Ende 2017 bei 12.000 Punkten. Das war damals ein rechnerisches Plus von 3,5 Prozent, was für die meisten Anleger in Zeiten von Magerzinsen eine fette Ausbeute gewesen wäre. Tatsächlich lag der Index am Ende bei 12.917 Punkten, also noch mal gut 7,5 Prozent über dem Prognosewert. Und das, nachdem er im November schon bei 13.526 Punkten gelegen hatte. Irren kann so schön sein.

Daraus hat so mancher Analyst seine eigenen Lehren gezogen. Eine davon lautet: nur nicht zu vorsichtig sein. 14.000 Punkte sind in der Regel das, was die Banken dem Dax bis zum Jahresende zutrauen. Ein Plus von neun Prozent. Manche liegen deutlich unter 13.000 Punkten - beispielsweise die Deka, die Helaba und die NordLB, viele andere leicht über der 14.000-Punkte-Marke. Den größten Optimismus verbreitet die Hamburger Privatbank M.M. Warburg, die dem Index den Sprung auf 15.000 Punkte zutraut.

Am ersten Handelstag des neuen Jahres hat der Dax gestern indes leichte Verluste hinnehmen müssen, und das lag wohl vor allem an der Aufwärtsentwicklung des Euro. Der ist zum Dollar auf ein Dreimonatshoch geklettert. Der Grund dafür: In den USA wird nur noch mit zwei statt drei Zinserhöhungen gerechnet, und das macht den Dollar im Vergleich zur europäischen Gemeinschaftswährung wieder ein bisschen unattraktiver. Je stärker aber der Euro ist, umso mehr verschlechtern sich die Aussichten der exportorientierten Unternehmen, und das drückt auf die Kurse.

Allerdings dürfte das nach Einschätzung der Börsianer nur eines der Luftlöcher auf dem anhaltenden Höhenflug am Aktienmarkt sein. Der Grund für die ungebremste Zuversicht der Analysten: Der konjunkturelle Aufschwung hält an, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bleibt vorerst locker. Mit höheren Zinsen ist frühestens im kommenden Jahr zu rechnen. "Zwar wird die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr versuchen, die Weichen für eine Zinserhöhung voraussichtlich im Herbst 2019 zu stellen. Die in den kommenden Jahren erwartbaren Zinssteigerungen werden aber so zaghaft ausfallen, dass die Inflationsrate weiterhin alle Zinserträge mehr als wegfressen wird", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank. Umgekehrt gilt: "Ohne die lockere Geldpolitik der EZB würde ich dem Dax kein weiteres gutes Jahr geben", meint Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Eigentlich sei beim Dax nicht mehr viel Spielraum nach oben.

Also gilt weiterhin: Wer mehr Rendite bei seiner Geldanlage will, darf das Risiko an den Aktienmärkten nicht scheuen. Das billionenschwere Anleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank macht die Wahrscheinlichkeit für weitere Kurssteigerungen auf jeden Fall größer. Motto: Es ist noch genug Kapital da, das nach Ertrag sucht. Das spricht für steigende Börsenkurse. Wer sein Geld allerdings kurzfristig braucht, sollte wegen des Verlustrisikos lieber keine Aktien kaufen. Wer keine Zeit hat, Aktienkurse und deren Entwicklung zu beobachten, sollte eher Fondsanteile kaufen.

Und: Wann man Papiere kauft und verkauft, ist eine Frage der Nerven und der Position. In Einzelfällen verdienen Zocker viel Geld, aber mitunter lässt sich mit mehr Geduld mehr Ertrag erzielen. Zudem produziert jede Transaktion neue Kosten. Die Erfahrung lehrt: Wer zu gierig wird und immer nur nach oben schaut, kann tief abstürzen.

(RP)
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