Essen Evonik-Aufstieg in den Dax verschoben

Essen · Werner Müller, Chef der RAG-Stiftung, geht davon aus, dass der Chemie-Konzern auf Dauer in die erste Börsen-Liga aufsteigt. 2015 hat die Stiftung, auch wegen der Evonik-Dividende, einen Überschuss von 334 Millionen Euro erzielt.

Evonik-Aufstieg in den Dax verschoben
Foto: dpaafx

Die Minizinsen werden auch für die RAG-Stiftung zu einer Last. Der Betrag, den sie aufbringen muss, um auf Dauer die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu finanzieren, erhöht sich um 13 Milliarden auf 35,9 Milliarden Euro. Dennoch bleibt Stiftungs-Chef Werner Müller gelassen: Das höre sich dramatisch an, sei aber letztlich ein Problem auf dem Papier. "Die Stiftungslösung funktioniert. Wir nehmen unverändert deutlich mehr ein, als wir künftig ausgeben müssen", sagte Müller gestern bei der Vorstellung der Bilanz. Damit müsse der Staat auch weiterhin kein Geld zuschießen.

Die Stiftung muss nach 2018, wenn die letzte deutsche Steinkohle-Zeche schließt, für das Abpumpen des Grubenwassers und andere Ewigkeitskosten aufkommen. Die Kosten liegen nach Angaben der Stiftung im Jahr bei rund 220 Millionen Euro, und das werde aus dem laufenden Geschäft gedeckt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die RAG-Stiftung einen Nettoüberschuss von 334 Millionen Euro. Bruoot stammen allein 316 Millionen aus der Dividende, die der Chemiekonzern Evonik an seinen Mehrheitseigner zahlt. Weitere 36 Millionen überwies der Wohnungsbaukonzern Vivawest. Hinzu kommen 22 Milliarden Euro aus den Kapitalanlagen.

Müller zeigte sich zufrieden mit den Beteiligungen, aber nicht mit dem Kurs der Evonik-Aktie: "Evonik ist eine strahlende Perle in unserem Portfolio. Aber leider muss ich feststellen, dass sich die nachhaltige Dividenden- und Ergebnisstärke im Börsenwert nicht ausreichend widerspiegelt." Die Evonik-Aktie notiert seit langem unter ihrem Börsen-Einstandspreis von 33 Euro. Gestern lag sie bei 27 Euro. Jeder Euro, um den der Evonik-Kurs fällt, bedeutet für die Stiftung einen Vermögensverlust von 316 Millionen Euro. Entsprechend viel verlor die Stiftung nach der Bilanzvorstellung von Evonik, die die Erwartungen der Analysten enttäuscht hatte.

Damit wird es auch vorerst nichts mit dem Aufstieg vom M-Dax in den Dax, wofür eine bestimmte Marktkapitalisierung nötig ist. Vor einem Jahr hatte Müller noch gesagt, Evonik werde bis Ende 2017 in den Dax aufsteigen. Nun ist er vorsichtiger: "Irgendwann wird das kommen."

Zugleich bekräftigte er seine Bereitschaft, für eine weitere Amtszeit als Stiftungs-Chef zur Verfügung zu stehen. Das wäre dann bis 2023. "Bis dahin dürfte Evonik im Dax sein." Im Juni wird der Energiemanager 70 Jahre alt, beim laufenden Vertrag als Stiftungs-Chef hat er gerade Halbzeit.

Die RAG-Stiftung hält knapp 68 Prozent an dem Chemiekonzern und will langfristig ihren Anteil auf gut 25 Prozent senken, um das Klumpen-Risiko zu vermindern. Das könne aber Jahrzehnte dauern, meinte Müller. "Wir verkaufen in absehbarer Zeit keine Evonik-Aktien." Und wenn man sich trenne, werde dies marktschonend geschehen. Zugleich geht Müller davon aus, dass Evonik sich weiter gut entwickelt und dass der Konzern auch weitere Zukäufe tätigt. Der Kauf des US-Konzerns Air Products sei gut, aber auch kein ganz großer Fisch. "Auf Basis der erfolgten Integration erwächst die Kraft für weitere Akquisitionen", sagte Müller.

Bislang hat die Stiftung 4,5 Milliarden Euro Rückstellungen für die Ewigkeitslasten gebildet. Das soll durch erfolgreiche Beteiligungspolitik mehr werden. Zugleich forderte Finanzchef Helmut Linssen die Politik auf, etwas gegen den drohenden negativen Realzins zu tun. Derzeit liegt der Realzins bei 0,62 Prozent. Würde er negativ, müsste die Stiftung theoretisch ein unendlich großes Vermögen bilden, um die Ewigkeitslasten tragen zu können.

Zugleich berichtete Linssen, dass die Stiftung für einen kleinen Teil ihrer Geldanlagen Negativzinsen zahlen müsse. Insgesamt aber seien die Zinseinnahmen positiv.

(anh)
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