Streik der Flugbegleiter Eurowings bleibt am Boden

Düsseldorf · Die Flugbegleiter von Eurowings streiken ab diesem Donnerstag. Der Düsseldorfer Flughafen wird besonders betroffen sein. Wir erklären, was Passagiere tun können.

Eurowings und Germanwings: Streik ab Donnerstag
Foto: dpa, obe gfh

Ab dem heutigen Donnerstag müssen sich Passagiere des Lufthansa-Ablegers Eurowings auf Flugausfälle einstellen. Die Gewerkschaft der Flugbegleiter, Ufo, hat zu Streiks bei der Eurowings Deutschland und bei Germanwings aufgerufen, die als Teil der Eurowings-Gruppe 81 von deren 92 Flugzeugen betreibt. Düsseldorf wird vom Streik besonders betroffen sein: Von 660 Flügen heute werden rund 180 von Eurowings und Germanwings abgefertigt. Deutschlandweit wurden bereits 400 von 550 geplanten Eurowings-Flügen gestrichen. Nach Angaben des Unternehmens sind etwa 40.000 Passagiere von Ausfällen betroffen. Etwa 150 Flüge mit rund 15.000 Reisenden sollten stattfinden.

Eurowings kündigte an, einen Sonderflugplan auf der eigenen Internetseite zu veröffentlichen. Fluggäste, die Kontaktdaten hinterlegt haben, werden per SMS oder E-Mail über Änderungen informiert. Passagiere, die einen Flug über eurowings.com gebucht haben, können ihre Kontaktdaten auch nachträglich hier hinterlegen.

Eurowings muss Kunden so schnell wie möglich eine alternative Beförderung anbieten. Bei streikbedingten Flugausfällen oder deutlichen Verspätungen ist eine Umbuchung auf einen anderen Flug möglich. Eine Fluggesellschaft kann jedoch auch andere Transportwege anbieten, wenn das Ziel per Bus oder Bahn erreichbar ist. Verschiebt sich ein Flug nur um wenige Stunden, können Kunden warten, bis der Flugbetrieb wieder aufgenommen wird. Fällt der Flug jedoch definitiv aus oder verspätet sich um mehr als fünf Stunden, dürfen sie das Ticket zurückgeben. Dann gibt es das Geld zurück.

Teilweise ist das denkbar. Die Airlines bringen bei Streiks Kunden auch bei Wettbewerbern unter. Also bietet sich an, dass Eurowings Passagiere speziell in Düsseldorf beim hiesigen Marktführer Air Berlin einbucht. Plätze könnten aber knapp werden. "Seit der Streik angekündigt wurde, haben viele Reisestellen auf Rennstrecken wie nach Berlin oder Hamburg schon vorsorglich Passagiere bei uns angemeldet", sagt ein Air Berlin-Manager. Eine Stichprobe zeigte gestern um 17.30 Uhr, dass Air Berlin heute kein Ticket nach Hamburg mehr frei hatte, nach Berlin lag der Mindestpreis für ein Hinreiseticket bei 411 Euro.

Lufthansa und Eurowings werden sich wohl bemühen, manche Passagiere mit eigenen oder gecharterten Ersatzjets an ihre Ziele zu bringen. Falls aber wirklich 81 der 92 Jets von Eurowings ausfallen, wird es sehr eng. In Düsseldorf stehen nur zwei Jets, die nicht bestreikt werden können, weil sie zum Eurowings-Ableger Sun Express gehören. "Es hängt nun sehr viel von der Streikbereitschaft der Ufo-Mitglieder ab", sagt dazu Hagen Lesch, Gewerkschaftsexperte beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Außerdem sei unsicher, wie sich Mitglieder der konkurrierenden Gewerkschaft Verdi verhalten, die bei Eurowings kürzlich auch schon einen Streik des Bordpersonals organisiert hatte. "Man kann nicht ausschließen, dass Verdi-Mitglieder den Ufo-Streik etwa durch Krankmeldungen indirekt unterstützen", sagt Lesch.

Nein, denn ein Streik gilt laut Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes als praktisch unvermeidbare höhere Gewalt. Reisenden steht keine Entschädigung zu, wenn der Flug ausfällt oder sich um mehr als drei Stunden verspätet. Das gilt unter der Bedingung, dass die Airline alles in ihrer Macht stehende unternommen hat, um die Folgen zu minimieren.

Laut Eurowings fallen wegen des Streiks keine Langstreckenflüge aus. Auch die Zubringerflüge der Lufthansa von Düsseldorf nach Frankfurt und München sind von dem Streik nicht betroffen, weil der Mutterkonzern sie selber betreibt.

Die Gewerkschaften wissen, dass Lufthansa den Europaverkehr bei der Tochter Eurowings konzentriert hat, um so der Billigkonkurrenz durch Ryanair und Easyjet zu begegnen. Sie fürchten, dass Lufthansa auf Dauer die geltenden Tarifverträge ausheben will, indem immer mehr Maschinen außerhalb von Deutschland stationiert werden. Das wollen sie durch entsprechende Tarifverträge verhindern.

(bur/dpa/RP)
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