Köln Eurowings hat schon 550 neue Mitarbeiter

Köln · Immer mehr Air-Berlin-Mitarbeiter bewerben sich - darunter auch erstaunlich viele Piloten.

Die starke Zurückhaltung von Air-Berlin-Mitarbeitern, sich nach dem Untergang des Unternehmens beim langjährigen Wettbewerber Eurowings zu bewerben, scheint zurückzugehen. Dies berichtet die Eurowings-Personalmanagerin Alexandra Kreutzer-Davidson im Gespräch mit unserer Redaktion. So habe der Lufthansa-Ableger angesichts seines aktuell sehr schnellen Wachstums zuletzt bereits 550 neue Mitarbeiter eingestellt. Rund 400 neue Stewards und Stewardessen seien angeheuert worden, ebenso rund 150 Piloten - zum sehr großen Teil von Air Berlin. "Das sind meistens Top-Leute", sagt Alexandra Kreutzer-Davidson, "also stellen wir sie mit einem beschleunigten Verfahren ein."

Allerdings scheint der Wechsel zu Eurowings bei der Belegschaft von Air Berlin noch immer heftig umstritten zu sein. "Nachdem ich meinen neuen Arbeitgeber öffentlich genannt hatte, wurde ich von früheren Kollegen heftig angegriffen", berichtet eine Stewardess, die aus Sorge vor weiterem Ärger namentlich nicht genannt werden will.

Sie hatte eine befreundete Kollegin zu dem vom Unternehmen vorgeschlagenen Treffen in einem Hotel in der Nähe des Kölner Flughafens mitgebracht, die nun berichtet: "Den neuen Arbeitsvertrag hat ein befreundeter Jurist geprüft. Der sagt, alles sei in Ordnung." Als Gehalt sollen die zwei Kolleginnen mit jeweils rund 15 Jahren Berufserfahrung nach eigenen Angaben künftig pro Monat 3100 Euro brutto erhalten - Überstunden und Spesen nicht mitgerechnet. "Da hat sich fast nichts getan", meint eine. Sie erzählt auch, dass die Arbeitslosigkeit nach der Insolvenz ihres ehemaligen Arbeitgebers, der Fluggesellschaft Air Berlin, im November bitter war: "Mein Einkommen hatte sich fast halbiert, weil Spesen nicht ersetzt werden."

Jedoch muss die Lage der Beschäftigten differenziert gesehen werden: Piloten und Kabinenpersonal der früheren LTU verdienten bei Air Berlin meist viel mehr Geld als der Rest der Belegschaft - da droht also häufig ein Gehaltsabsturz von 25 Prozent oder mehr. LTU war vor einigen Jahren von Air Berlin übernommen worden. Dieser Teil der Belegschaft drängt darum auch am meisten darauf, dass Eurowings ihre Arbeitsverträge im Rahmen eines geforderten Betriebsüberganges übernimmt - doch Eurowings-Vorstandschef Thorsten Dirks lehnt dies kompromisslos ab, um die Kosten zu begrenzen.

Auch ist die Lage je nach Beruf unterschiedlich: Das Kabinenpersonal hat wenige Alternativen zu Eurowings, zumindest in NRW - also bewerben sich viele. Personalmanagerin Kreutzer-Davidson schätzt, dass man schon in wenigen Wochen die geplanten 700 neuen Flugbegleiter gefunden habe. "Dann wird es für Bewerber eng", sagt sie. Piloten werden dagegen weltweit gesucht. Hier ist also noch nicht ganz sicher, ob Eurowings wirklich 300 neue Flugzeugführer finden wird.

(RP)
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