Ratingen Esprit-Gründer stirbt nach Kajakunglück

Ratingen · Douglas Tompkins nutzte seine Millionen, um großflächig Waldland in Chile und Argentinien zu kaufen.

Wer sich derart radikal dem Schutz der Natur verschrieben hat wie Douglas Tompkins, der macht sich nicht nur Freunde. Als der US-Amerikaner sich in den 90er-Jahren daranmachte, großflächig Farmland in Chile und Argentinien zu kaufen, da schossen die Verschwörungstheorien aus dem Boden wie Unkraut. Tompkins sei Verfechter eines "grünen Kartells", ja möglicherweise sogar "im Auftrag des Weltjudentums" unterwegs, zumindest aber ein Statthalter der CIA, streuten seine Gegner.

Der Grund für solche Anwürfe: Wohl nie zuvor in der Geschichte nutzte ein wohlhabender Ex-Manager sein Vermögen derart konsequent, um die Natur zu retten. Tompkins - reich geworden mit dem Verkauf der von ihm gegründeten Modelabels North Face und Esprit - erwarb Schritt für Schritt über seine Stiftungen Land in Patagonien. Sein erklärtes Ziel war es, den Raubbau des Menschen einzudämmen und die Natur wieder herzustellen. Die Fläche in Tompkins' Besitz betrug am Ende mehr als 800.000 Hektar - etwa so viel wie die Hälfte Thüringens. Bis 2025, so sein Masterplan, sollten die Ländereien wieder vollständig in Wildnis zurückverwandelt werden.

Ob dieses Ziel am Ende tatsächlich verwirklicht wird, kann Tompkins selbst nicht mehr selbst miterleben. Der Multimillionär verunglückte am Dienstag bei einer Kajakfahrt in Chile. Der 72-Jährige war bei einer Tour auf dem See General Carrera bei starkem Wellengang ins Wasser gefallen. Per Hubschrauber wurde Tompkins mit Anzeichen einer starken Unterkühlung in ein Krankenhaus gebracht. Bei seiner Ankunft habe seine Körpertemperatur nur noch 19 Grad Celsius betragen, teilten die Behörden mit. Wenige Stunden später sei der Umweltschützer gestorben.

Es ist das tragische Ende eines abenteuerlichen Lebens. Tompkins kam am 10. März 1943 im US-Bundesstaat New York als Sohn eines Kunsthändlers und einer Innenarchitektin zur Welt. Mit 17 brach er die Schule ab, um zu klettern, Ski und Kaja zu fahren. Mit gerade einmal 5000 Dollar Startkapital gründete er in den 60er Jahren die Outdoormarke North Face, die er wenige Jahre später mit sattem Gewinn veräußerte. Das Geld steckte er in Esprit und baute das Label zu einem Konzern mit Milliardenumsatz auf, ehe er auch diese Anteile veräußerte, um sich ganz dem Naturschutz zu widmen. Tompkins lebte zuletzt mit seiner zweiten Frau in einem restaurierten Farmgebäude an einem Fjord inmitten seines chilenischen Naturparks - für Gäste nur per Flugzeug oder Boot zu erreichen.

"Ein großartiger Mensch und Visionär hat uns verlassen", sagte Esprit-Chef Jose Manuel Martínez.

(maxi)
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