Düsseldorf Ergo: Keine Lust auf Budapest-Prozess

Düsseldorf · Zwei Ex-Beschäftigte sind angeklagt - aber nicht jene, die Ergo angezeigt hat.

Die Affäre um die sogenannte Lustreise von Vertriebsmitarbeitern des Versicherungskonzerns Ergo nach Budapest hat seit ihrem Bekanntwerden 2011 für Schlagzeilen gesorgt. Fünf Jahre später soll es einen Prozess gegen zwei Angeklagte geben, doch von der gerichtlichen Aufarbeitung der Vorfälle von damals distanziert sich Ergo. Der Konzern betont, dass er die Angeklagten seit 2012 nicht mehr beschäftige. Man habe "die aus Sicht des Unternehmens Verantwortlichen 2011 angezeigt". Die Anklage sei von der Staatsanwaltschaft auf die nun vor Gericht stehenden beiden Personen ausgeweitet worden.

Schlussfolgerung des Unternehmens: kein Kommentar zu dem Prozess. "Ergo hat die wichtige, interne Aufklärung der Incentive Reise nach Budapest und weiterer vertrieblicher Veranstaltungen vor Jahren abgeschlossen und die nötigen Konsequenzen gezogen", heißt es. Aber: In einem Schreiben an das Landgericht Hamburg, vor dem Mitte Juli der Prozess wegen des Verdachts auf schwere Untreue und Beihilfe dazu beginnen soll, hat die Ergo-Anwältin mitgeteilt, dass "aus Sicht der Ergo kein zu kompensierender Schaden zu berücksichtigen ist". Warum dieses Schreiben an das Gericht gegangen ist, bleibt einstweilen unbeantwortet.

Dass der Konzern, der nach eigenen Angaben in dem Verfahren auch nicht als Nebenkläger vertreten ist, für sich die unglückselige Affäre um die Sex-Party mit 20 Prostituierten in der Budapester Gellert-Therme für beendet erklärt, heißt nicht, dass der Strafprozess nicht stattfindet. Angeklagt sind ein ehemaliger Mitarbeiter des Konzerns, dem die Untreue in einem besonders schweren Fall vorgeworfen wird, sowie ein früherer Beschäftigter einer Eventagentur, der Beihilfe geleistet haben soll. Und auch wenn Ergo keinen zu kompensierenden Schaden sieht - laut Staatsanwaltschaft sind es 52.000 Euro, die die Initiatoren und Organisatoren dem Versicherungskonzern zu Unrecht in Rechnung gestellt haben.

Für das Image von Ergo war der Budapest-Trip vor neun Jahren natürlich der blanke Horror. Eine erneute öffentliche Wahrnehmung in dieser Hinsicht ist etwas, worauf der Versicherer derzeit gut verzichten kann.

(RP)
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