Essen Landgericht weist Eons Millionen-Klage ab

Essen · Der Konzern wehrte sich nicht sofort gegen die Stilllegung, das kostet 380 Millionen Euro. Nun plant Eon neue Angebote.

Eon: Landgericht weist Millionen-Klage des Konzern ab
Foto: dpa, Armin Weigel

Wer zu spät kommt, den be-straft das Leben: Diese Weisheit hat nun auch der Stromkonzern Eon in Form eines Urteils bestätigt bekommen: Er scheiterte beim Landgericht Hannover mit einer Klage auf Schadenersatz wegen des 2011 verhängten Atommoratoriums.

Eon hatte 380 Millionen Euro an Schadenersatz dafür verlangt, dass sieben Kernkraftwerke für drei Monate abgeschaltet werden mussten, nachdem es am 11. März 2011 zur Atomkatastrophe von Fukushima gekommen war. Der Konzern habe damals sofort gegen die zeitweise Stilllegung klagen müssen, erklärte das Landgericht Hannover. Genau das habe er "schuldhaft unterlassen". Es sei auch nur eine schlechte Ausrede, dass man auf eine frühe Klage verzichtet habe, weil die deutsche Öffentlichkeit 2011 so aufgebracht gewesen war wegen des Atomunfalls in Japan. Denn die Nutzung der "Kernenergie sei seit jeher in Deutschland nicht unumstritten gewesen", so die Richter. Also hätte der Vorstand 2011 die Nervenstärke haben müssen, gegen die damalige Entscheidung des Staates sofort vorzugehen, anstatt nachträglich zu klagen.

Ein Sprecher des Eon-Konzerns sagte: "Wir prüfen die Entscheidung des Gerichts." Eine Berufungseinlegung sei "wahrscheinlich", teilte er mit.

Deutlich bessere Karten mit einer Klage gegen das Moratorium hat dagegen RWE, weil der Konzern sich schon sehr früh juristisch gegen die Abschaltung gewehrt hatte.

Während die Chancen von Eon auf Schadensersatz wegen des Atomausstiegs gesunken sind, erklärte gestern der neue Vorstand Karsten Wildberger, wie der nach Essen umgezogene Konzern neue Geschäfte aufbauen will. Der frühere Manager von Telekom und Vodafone ist bei Eon für Marketing und Technologie zuständig.

Nun will er den 32 Millionen Kunden Zusatzangebote zur Stromlieferung verkaufen. Dies sollen beispielsweise digitale Steuerungen von Heizungen sein oder auch Solaranlagen auf dem Dach, die von Eon-Technikern geplant und digital vernetzt werden. Wichtig sei dabei, dass die Kunden ihre Anlagen von unterwegs mit einer App steuern können, meint Wildberger.

Ein riesiges neues Geschäft könnten Stromlieferungen für Elektroautos sein, rechnete der promovierte Physiker vor: Aktuell brauche eine Familie 3000 bis 4000 Kilowattstunden Strom im Jahr, künftig könnten es 2500 Kilowattstunden mehr sein, um das Auto mit Strom zu betanken.

Offen ließ der frühere Unternehmensberater, ob Eon ein eigenes Netz von Stromtankstellen aufbauen werde oder Partnerschaften zu dem Thema verabreden werde - man sei für viele Optionen offen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort