Essen Eon geht mit Rekordverlust in Aufspaltung

Essen · Trotz eines Verlustes von sieben Milliarden Euro zahlt Eon eine Dividende - aus der Substanz. Die Perspektiven für Uniper trüben sich weiter ein. Umso mehr treibt Konzern-Chef Teyssen die Aufspaltung in Eon und Uniper voran.

Einen Tag nach RWE zog gestern Branchenprimus Eon Bilanz für 2015. Und diese fällt noch schlechter aus als die von RWE. Sieben Milliarden Euro groß ist der Verlust, mit dem sich Eon als Großkonzern verabschiedet. Im Vorjahr hatte der Fehlbetrag "nur" bei 3,2 Milliarden Euro gelegen. Wie RWE sieht sich auch Eon als ein Schiff, das gegen einen staatlich verursachten Orkan ankämpfen muss: "Wir segeln hart am Wind", sagte Eon-Finanzchef Michael Sen. Dabei ist Kentern bekanntlich nicht ausgeschlossen.

Folgen für Aktionäre Die Eon-Aktie gab gestern um drei Prozent auf 8,07 Euro nach. Anleger hatten den Verlust zwar erwartet, nachdem Eon bereits vor Monaten neun Milliarden Euro schwere Abschreibungen auf seine Kraftwerke angekündigt hatte. Doch die Aussichten für Geschäft wie Dividende sind trübe. "Der Ausblick macht die Musik", sagte ein Händler. "Und der ist nicht besonders optimistisch."

Für das vergangene Jahr will der Konzern trotz des Verlustes eine Dividende von 50 Cent je Aktie zahlen. "Versprochen, gehalten", sagte Eon-Chef Johannes Teyssen, der die Bilanz erstmals in der neuen Zentrale in Essen vorstellte. Um die Aktionäre an Bord zu halten, hatte Eon bei Ankündigung der Aufspaltung für 2014 und 2015 eine feste Dividende versprochen. Die ist jetzt möglich, weil Eon jenseits der Einmaleffekte noch Gewinne gemacht hat. Allerdings räumte Finanzchef Sen gestern auch ein, dass ein Teil der Dividende aus der Substanz gezahlt wird.

Und es wird schlechter: "Das Marktumfeld hat sich 2016 weiter eingetrübt", sagte Teyssen. "Künftig geplante Dividenden müssen dies reflektieren." Insbesondere die Aktionäre der Uniper, in die Eon seine Problemgeschäfte wie die Stromerzeugung mit Kohle- und Gaskraftwerken, das Russland- und das unter dem Ölpreisverfall leidende Explorations-Geschäft ausgegliedert hat, müssen sich auf schwere Zeiten einstellen. In Konzernkreisen heißt es, vom aktuellen Gewinn vor Abschreibung und Steuern (Ebitda) entfallen nur 2,5 Milliarden auf Uniper, fünf Milliarden auf die neue Eon.

Folgen für die Aufspaltung Umso stärker treibt der Konzern die Aufspaltung in Uniper und die neue, kleinere Eon voran. Teyssen verspricht sich davon ein klareres Profil für beide, das neue Investoren anlocken soll. Ende April will der Konzern seinen Spaltungsbericht veröffentlichen und die Investoren beim Kapitalmarkttag in London über die Details des Umbaus informieren. Am 8. Juni entscheidet die Hauptversammlung über die Aufspaltung. Für Herbst ist der Spin-off geplant: Dann will der Konzern seinen Aktionären die Uniper-Aktien ins Depot legen, die diese verkaufen oder behalten können. Zunächst trennt sich Eon von mindestens 50 Prozent, mittelfristig vom Rest.

Folgen für die Mitarbeiter Noch werden alle Kräfte für die Aufspaltung gebraucht. Doch je stärker insbesondere Uniper unter Druck gerät, desto näher rücken neue Sparprogramme. "Konkrete Pläne gibt es keine, aber sparen muss man immer", sagte Teyssen. Er wolle nicht dem Uniper-Management vorgreifen, doch der Konzern sei stets gut damit gefahren, nötige Einsparungen sozialverträglich vorzunehmen. Eon hatte in den vergangenen Jahren 11.000 Arbeitsplätze abgebaut. Zu Uniper werden 14.000 Mitarbeiter gehen, bei Eon bleiben 43.000.

Folgen im Duell mit RWE Beide Konzerne wollen vom Staat organisierte Hilfe haben (Kapazitätsmarkt). Beide leiden massiv unter dem Verfall der Börsenpreise für Strom. Da die Eon aber vor allem Steinkohlekraftwerke hat, profitiert sie immerhin vom gleichzeitig gefallenen Weltmarktpreis für den Rohstoff Steinkohle. Der RWE-Konzern profitiert davon kaum, weil er vor allem Strom aus der Braunkohle produziert, dessen Kosten wegen der Tagebaue relativ fix sind.

Beide leiden an der Unsicherheit über die Finanzierung des Atom-ausstiegs. Doch während die Eon eine 14-Milliarden-Euro-Liquidität hat, aus der sie die von der Atomkommission geforderte Bar-Überweisung relativ leicht stemmen kann, wird das für Konkurrenten ein Problem. Zugleich ist Eon beim Ökostrom, in dem beide Konzerne neben dem lukrativen Netz- und Vertriebsgeschäft ihre Zukunft sehen, weiter: Hier kommen 15 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien, bei RWE sind es erst fünf Prozent. Vielleicht sieht sich Eon deshalb auch als ein Segelschiff im Branchen-Sturm, während RWE sich am Tag zuvor noch als Dampfer beschrieben hat.

(anh)
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