Düsseldorf Ein schwarzer Tag für K+S

Düsseldorf · Das Unternehmen fliegt aus dem Dax, ProSiebenSat.1 steigt dafür auf und wird der erste Medienkonzern im Leitindex.

Immer dann, wenn die Deutsche Börse die Zusammensetzung der Aktienindizes prüft, geht bei einigen das große Zittern los. Beim Kasseler Kali- und Salz-Konzern war das im August 2013 so, ein Jahr später wieder und im April 2015 ebenfalls. Jedes Mal blieb K+S der Abstieg erspart. 2016 ist das anders. Der Kursabsturz der vergangenen Monate führt dazu, dass die Aktie zum 21. März aus dem Deutschen Aktien-Index (Dax) ausscheiden wird. Nachfolger ist ProSieben Sat.1.

Auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass der Aufsteiger gestern an der Börse ein Prozent an Wert verloren und der Absteiger ein Prozent dazugewonnen hat. Börsenexperten begründen dies damit, dass die Index-Veränderungen so erwartet und deshalb in den Kursen schon eingepreist gewesen seien. In der Regel ist es so, dass schon die Aussicht auf den Aufstieg für steigende Kurse sorgt, weil vor allem Fonds, die einen Index abbilden, die Aktie des Unternehmens kaufen müssen.

Für K+S ist das Kursplus von gestern ohnehin ein schwacher Trost nach einem Zeitraum von sechs Monaten, in denen sich der Kurs beinahe halbiert hat. Im Juli war er noch bis auf 39 Euro gestiegen, nachdem der kanadische Konkurrent Potash ein Übernahmeangebot gemacht und 41 Euro je Aktie geboten hatte. Das war den Verantwortlichen zu wenig. Im Oktober verloren die Nordamerikaner angesichts der dauerhaften Abwehrversuche in Kassel die Lust an dem Deal, danach stürzte K+S ab. Zuletzt reichte es in Sachen Börsenwert und Börsenumsatz nicht mehr für einen Platz unter den Top-Unternehmen, und in solchen Fällen ist kein Platz im Dax.

Nachrücker ProSiebenSat.1 dagegen hat gerade erst Rekordzahlen geliefert und macht mittlerweile mehr als drei Milliarden Euro Umsatz. Der Konzern ist deutlich mehr als die beiden TV-Sender, die im Namen stecken. Dazu kommen Kabel eins, Sixx, Sat.1 Gold und ProSieben Maxx, außerdem die Videoportale Maxdome und MyVideo, dazu E-Commerce-Plattformen und die Produktionstochter Red Arrow Entertainment. Der Börsenwert beträgt mehr als zehn Milliarden Euro, und damit schlägt ProSiebenSat.1 nicht nur den Absteiger K+S, sondern auch die Commerzbank, ThyssenKrupp, RWE und die Lufthansa.

Binnen sieben Jahren hat sich der Kurs der Aktie, die Anfang 2009 zu den Pennystocks gehörte (also eine Aktie, die weniger als einen Euro kostet), um 5000 Prozent gesteigert. Als das Unternehmen inmitten der Finanzkrise am Rande des Zusammenbruchs war, kam der Sanierer Thomas Ebeling, und der hat dem Konzern Modernität verordnet. Neben das traditionelle Fernsehgeschäft traten die Video-Plattformen, dazu kamen Beteiligungen an Internet-Portalen, auf denen die Menschen shoppen, Reisen buchen oder gamen. Risikodiversifizierung nennt man so etwas, und das kann nie schaden. Dafür verabschiedete sich Ebeling aus dem teils irrsinnig teuren Poker um die Übertragungsrechte an der Fußball-Champions League. .

ProSiebenSat.1 also oben, K+S auf dem Weg nach unten. Die Verbannung aus der obersten Börsen-Liga ist indes nicht der einzige Grund dafür, dass man den gestrigen Tag in Kassel als schwarzen empfinden wird. Vorstandschef Norbert Steiner und der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Bethke sind wegen Gewässerverunreinigung und unerlaubten Umgangs mit Abfällen angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft in Meiningen (Thüringen) hat gestern die Vorwürfe auch gegen die beiden Topmanager bestätigt. Angeklagt sind 14 Mitarbeiter des Unternehmens, darunter auch weitere Vorstände. Es geht um rund 9,5 Millionen Kubikmeter Salzabwasser, das das Unternehmen von 1999 bis 2007 in den Erdboden gepumpt haben soll. Auch die Genehmigungsbehörde steht im Fokus der Ermittler.

(RP)
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