Elektroauto Streetscooter Post: Der E-Transporter ist die Zukunft

Köln · Bis Jahresende sollen 66 batteriebetriebene Streetscooter die Zustellflotte in Köln erweitern. Bis Januar des kommenden Jahres will der Konzern darüber entscheiden, ob er die Transporter auch auf dem Markt anbietet.

In nur drei Jahren könne die Post ihren Fuhrpark an Zustelltransportern durch Elektroautos aus eigener Produktion ersetzen. Davon ist Jürgen Gerdes, Postvorstand für das Brief- und Paketgeschäft, überzeugt. Gestern kündigte er an, bis Jahresende 66 der nahezu emissionsfreien Streetscooter in Köln einsetzen zu wollen. Wann der Rest der deutschlandweit knapp 45.000 Zustellfahrzeuge nur noch Strom tankt, hängt wesentlich von einer Frage ab: Wie will die Post ihren Streetscooter vermarkten? Eine Antwort soll es womöglich erst Anfang kommenden Jahres geben.

"Es ist noch nicht entschieden, ob wir die Streetscooter auch an Dritte verkaufen", sagte Gerdes. Er fügte hinzu, dass der Konzern spätestens Januar 2016 entscheiden werde, "in welche Richtung" und "wie viele" der vom Start-up "Streetscooter" und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen für die Post entwickelten Elektroautos weggegeben werden. Anfragen interessierter Unternehmen gebe es genug, sagte eine Post-Sprecherin gestern.

36 Fahrzeuge hat die Post in Köln bisher an den Start gebracht, bis Jahresende sollen 30 weitere folgen. Insgesamt würden diese gegenüber Dieselfahrzeugen für eine jährliche CO2-Ersparnis von 198 Tonnen sorgen, so die Post. Noch 500 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren stehen den Streetscootern in Köln gegenüber. Die 66 neuen Autos werden nur rund 45 herkömmliche Transporter ersetzen, da sie weniger Pakete mitnehmen können. Dieses Verhältnis wird sich Gerdes zufolge aber mit dem noch in der Entwicklung befindlichen Streetscooter B17 verschieben: Der größere Prototyp hat mit 20 Kubikmetern genauso viel Platz für Pakete wie die momentan üblichen Dieselfahrzeuge.

Mit einer Ladung ihres Lithium-Ionen-Akkus schaffen die Streetscooter 80 Kilometer. Für einen Zustelltransporter, der in der Stadt am Tag nur um die 40 Kilometer zurücklegen müsse, sei das ausreichend, heißt es. Durch eine Bremskraftrückgewinnung sparen die Zusteller bei ihren durchschnittlich 200 Stopps am Tag zusätzlich Strom. "Auf die Autobahn" werde es der Scooter mit seinen 80 Stundenkilometern nicht schaffen, sagte Gerdes. Dafür stünden weitere Metropolen und ländliche Regionen auf dem Plan, in denen die Post sie einsetzen wolle. Die Produktion steigt bereits: Waren es anfangs nur sechs Transporter am Tag, so sollen in Aachen künftig 20 Streetscooter vom Band laufen. Drei Jahresproduktionen, und die Zustellflotte könnte komplett elektrisch sein, rechnet der Post-Vorstand vor. Dabei sei jedoch zu beachten, dass die bestehenden Transporter (vornehmlich der Modelle VW Caddy, T 5 und T 6) bis zum Ende ihrer Lebensdauer fahren sollten.

Als großes Unternehmen habe man im Gegensatz zu Privatkunden den Vorteil, sagt Gerdes, mit der Investition in Elektroautos kein Risiko einzugehen: "Wer sagt Ihnen, dass es für einen Tesla in ein paar Jahren noch einen Gebrauchtwagenmarkt gibt?" Die Streetscooter würden von der Post abgeschrieben, seien zwar teurer in der Beschaffung, aber billiger im Betrieb als Dieselfahrzeuge.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker lobte die "Vorbildfunktion" für andere Unternehmen, die die Post mit ihrer Umstellung auf Elektroautos einnehme. Die 66 Kölner Streetscooter tanken ihren Strom auf dem Betriebshof der Post. Die ließ sich laut Gerdes zertifizieren, an ihren Ladestationen nur "grünen Strom" fließen zu lassen.

(bur)
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