Düsseldorf Duft statt Diesel

Düsseldorf · Tina Müller hat Opel ein frisches Image verpasst. Nun soll sie den Parfümhändler Douglas modernisieren - während Zalando und Co. die Düsseldorfer angreifen.

Mit der erfolgreichen Kampagne "Umparken im Kopf" hat Tina Müller den Rüsselsheimer Autobauer Opel flott gemacht und neu im Markt positioniert. Nun denkt die mehrfach ausgezeichnete Marketing-Expertin (49) neu und ist auf Wohnungssuche: Die Rheinländerin kehrt ins vertraute Düsseldorf - wo sie 20 Jahre lang gelebt hat - und zu ihren Anfängen zurück: Make-up und Cremes werden ab 1. November erneut ihr Metier. Als Vorstandschefin zieht sie beim Düfte- und Kosmetika-Händler Douglas in die oberste Etage ein.

Vor ihrem Abstecher in die Autobranche hatte sie das weltweite Haargeschäft und das internationale Gesichts- und Mundpflegegeschäft für den Konsumgüterhersteller Henkel verantwortet. So wie sie damals die traditionelle Marke Schwarzkopf und danach Opel entstaubt hat, soll sie auch Douglas ein modernes Image verpassen und die Digitalisierung vorantreiben. Müller folgt an der Unternehmensspitze auf Isabelle Parize, die Douglas Ende des Monats verlassen wird.

Nach dem Verkauf von Opel an den französischen Autohersteller PSA (Peugeot, Citroën) und dem Rücktritt von Chef Karl-Thomas Neumann, der sie nach Rüsselsheim geholt hatte, war mit Müllers Weggang zu rechnen. Ihr Wechsel zu Douglas ist schlüssig.

Aus der selbstbewussten "Shampoo-Prinzessin" der deutschen Wirtschaft - wie sie genannt wurde - wird nun die Königin. Wer sie kennt, weiß, dass sie auf dem Chefposten den Turbolader einschaltet. Sie gilt als Spezialistin, die Marken aufpoliert und mutig entscheidet.

Douglas ist mit einem Sortiment von mehr als 35.000 Artikeln europaweit in 1900 Filialen (in 19 Ländern) vertreten. 20.000 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro.

Es ist die Herausforderung, die die neue Vorstandschefin reizt: Sie soll aus der Parfümerie-Kette nach der Übernahme durch CVC Capital Partners eine wachstumsstarke Plattform machen. Müller erklärte, sie wolle den Vorsprung von Douglas als Europas größtem Verkäufer von Schönheitsprodukten über alle Vertriebskanäle ausbauen. "Douglas ist ein Unternehmen mit einer sehr guten Marktposition und einer großen Markenstrahlkraft. Es hat die Chance, seine Führungsposition im Beautybereich in den kommenden Jahren weiter auszubauen", sagt Tina Müller. Douglas habe "großes Potenzial, insbesondere bei jüngeren Generationen", sagt Aufsichtsratschef Henning Kreke.

Doch der Markt für Kosmetikprodukte ist umkämpft. Mit Zalando und Otto kündigten zuletzt zwei große Onlinehändler an, ebenfalls in diesem Bereich aktiv zu werden.

Allerdings bekommt Douglas mit Tina Müller nicht nur eine Kennerin der Beauty-Branche und Expertin im Hinblick auf die strategische Weiterentwicklung und Digitalisierung von Marken, sondern eine Macherin. So hatte sie sich damals, als ihr Wechsel zu Opel vor vier Jahren für Wirbel sorgte, zuvor inkognito von Auto-Händlern derart ausgiebig beraten lassen, bis diese genervt fragten, was sie eigentlich wolle. Im Werk mussten ihr die Monteure dann anhand eines zerlegten Opel Astra zeigen, wie ein Auto genau funktioniert. Müller hörte zu - und lernte.

Weil jetzt der Handel absolutes Neuland für die Managerin ist, war sie bereits vor ihrem offiziellen Antritt als Vorstandsvorsitzende in einer Douglas-Parfümerie als Verkäuferin im Einsatz. Damit ging endlich auch ein langgehegter Traum in Erfüllung. Denn wie die gebürtige Bonnerin einmal erzählt hat, wollte sie schon immer verkaufen. Als Kind hatte sie einen Kaufladen mit großer Registrierkasse, und wenn ihr Vater abends heim kam, musste er erst bei ihr einkaufen, bevor es Abendessen gab.

Wer in diesen Tagen mit ihr spricht, erfährt, dass sie nicht wirklich damit gerechnet hat, erneut in Düsseldorf zu landen, aber unheimlich froh ist, wieder zurück am Rhein zu sein. Hier kennt sie Land und Leute, hier leben langjährige Freunde. Tina Müller, deren Markenzeichen ein dunkler Lockenkopf und rot geschminkte Lippen sind, ist nahbar, kann aber ziemlich anstrengend sein. Sie gilt als impulsiv, temperamentvoll und mag keine kleinsten gemeinsamen Nenner. Die rheinische Mentalität, diese gesunde Mischung aus Sensibilität und Stärke, gehört zur ihrer DNA. Vorbehalte steckt sie mit dem ihr eigenen Selbstbewusstsein weg - und mit zunehmender Gelassenheit. Nicht jeder müsse einverstanden sein, mit dem was sie macht. Sie sieht sich jedenfalls auf der richtigen Bahn und hat die Erfahrung gemacht: "Anerkennung und Respekt verdient man sich durch gute Ergebnisse und baut so Vorurteile ab."

Gut möglich, dass sie als Vorstandsvorsitzende beim Kosmetik-Händler Douglas auch wieder zu ihrer Geheimwaffe greift. Denn wie spätestens seit ihrer Kampagne "Umparken im Kopf" jeder weiß: Müller mag Prominente in der Werbung. So arbeitete sie schon bei Henkel mit Karl Lagerfeld und dann bei Opel mit Jürgen Klopp, Claudia Schiffer und Bryan Adams - je glamouröser, desto besser.

(dh)
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