DIW-Chef Fratzscher "Die Flüchtlingskosten sind ein massives Konjunkturpaket"

Weimar · Deutschland wird von der Flüchtlings-Zuwanderung nach Darstellung von DIW-Präsident Marcel Fratzscher profitieren. Die Wirtschaft werde zusätzlich gestützt, auf dem Arbeitsmarkt seien keine negativen Effekte zu befürchten.

 Marcel Fratzscher geht von positiven Effekten der Flüchtlingszuwanderung aus.

Marcel Fratzscher geht von positiven Effekten der Flüchtlingszuwanderung aus.

Foto: dpa, cdt axs kat vfd

Das sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Donnerstag in Weimar auf einer Klausur der Grünen-Fraktion des Bundestages. Die zusätzlichen kurzfristigen Ausgaben zur Bewältigung der Flüchtlingskrise seien ein "massives" Konjunkturprogramm. "Das erhöht die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr wahrscheinlich um 0,3 bis 0,5 Prozent", sagte der Top-Ökonom: "Das Geld geht ja nicht in ein schwarzes Loch." Der Staat sei in der Lage, diese Ausgaben zu stemmen. Der Bund werde aus Sicht des DIW auch 2016 trotz der Belastungen ohne neue Schulden auskommen.

Verteilungskämpfe seien nicht zu befürchten, sagte Fratzscher. Es gebe knapp mehr als eine Million offene Stellen. Zwar werde die Arbeitslosigkeit in Folge der Zuwanderung 2016 insgesamt leicht steigen. Aber unter den bereits in Deutschland lebenden Menschen sei ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu erwarten.

Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass durch die Flüchtlinge Einkommen vor allem im Niedriglohnsektor gedrückt werden könnten. Die Einheimischen dürften in der Lohnskala eher nach oben gedrückt werden. Fratzscher sprach von einem "Fahrstuhleffekt". Er warb für ein Integrationsmodell, das auf Vielfalt einer Gesellschaft setzt statt auf Anpassung: "Länder, die Wert auf Vielfalt legen, sind wirtschaftlich erfolgreicher, weil sie innovativer und dynamischer sind."

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(dpa)
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