Gastbeitrag Garrelt Duin Digitale Kommunikation ist Stärke von NRW

Der Wirtschaftsminister ist Schirmherr des Wettbewerbs "NRW - Wirtschaft im Wandel". Am Beispiel des Autos zeigt er, wie sich die Wünsche der Kunden ändern - sie wollen kein Blech, sondern Fahrerlebnisse. Darauf muss die Wirtschaft reagieren.

Machen wir den Wandel am Auto fest: Wer erinnert sich noch an sein erstes? Egal ob Käfer, Golf oder Ente - das Auto hatte einen Motor, zwei oder vier Sitze, drum herum Blech, und es fuhr.

Doch längst entscheiden nicht mehr Motor, Polster und Stahlblech über den Erfolg. Viel wichtiger sind Assistenzsysteme, Sicherheit und Komfort. Mehr noch: Menschen möchten Freude am Fahren, Wohlbefinden, Gesundheit, Sicherheit und um einen Service rund um die Uhr. Sie wünschen sich Fahr-Erlebnisse

Für die Wertschöpfung wird das Material zweitrangig. Wichtiger sind Dienstleistungen. Werthaltig und profitabel ist es, neue Technologien zu entwickeln, sie zu beherrschen und anspruchsvollen Kunden intelligente Angebote zu machen. Wir reden nicht mehr vom Markt für Automobile, sondern von Märkten für Mobilität. Das ist etwas grundlegend anderes.

Nordrhein-Westfalen braucht sich in der neuen Welt der Technik nicht zu verstecken. Drei Beispiele: Die Wirtschaft im Ruhrgebiet, die nach wie vor besonders viel Veränderung zu stemmen hat, wuchs zwischen 2008 und 2014 mehr als im Bundesdurchschnitt.

Sie bringen die Wirtschaft voran: Telekommunikation und Software, Gesundheitswirtschaft, Bildungs- und Qualifizierungsangebote, hochtechnologische Logistik, Unternehmensberatung, Marketing, Forschung und Entwicklung. Allen voran marschiert der Leitmarkt "Bildung und Wissen".

Auch die digitale Telekommunikation ist heute eine besondere Stärke der Ruhr. Sie beschäftigt dort 47.000 Menschen. Mit Materna und Adesso haben zwei der global wichtigsten Software-Firmen ihre Niederlassungen nicht in Kalifornien, sondern in Dortmund.

Bleiben wir bei der wachsenden Branche der Telekommunikation. Die Bonner Telekom ist mit 160 Millionen Kunden Europas größter Mobilfunkanbieter. Vodafone als zweitgrößter bietet fast 6000 Menschen Arbeit in Düsseldorf und Ratingen. Hier testet der Weltkonzern jedes neue Smartphone.

Der Branchendritte in Europa, die Telefonica, hat eine seiner zwei Zentralen am Düsseldorfer Flughafen. Um die Großen der Branche herum tummelt sich eine lebendige Szene kleiner Unternehmen. Nur ein Beispiel: Das Düsseldorfer Start-up "Agentur für virtuelle Realität", kurz A4VR, ein Pionier der Gestaltung und Erfassung von virtuellen Räumen, entwickelt virtuelle Rundgänge durch Fabriken, Galerien, Hotels oder Sehenswürdigkeiten auf der ganzen Welt. Ein digitaler Zukunftsmarkt.

Noch ein Wort zu den klassischen Industrien. Sie werden nicht überflüssig. Doch sie wachsen nicht mehr. Schauen wir auf die Chemie: Während der Absatz der meisten chemischen Grundstoffe sinkt, zeigt bei stark wissens- und technologieintensive Spezialchemikalien der Daumen nach oben zum Beispiel für die Landwirtschaft. Technologie und Wissen schaffen ihren Wert, nicht die Menge eines Grundstoffes.

Statt nostalgisch an den Pfaden der Vergangenheit zu haften, setzen wir alles daran, die Innovationsfähigkeit, Dynamik und Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken. So lenken wir Veränderungen auf einen Erfolgsweg.

Garrelt Duin ist Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk und zugleich Schirmherr des Wettbewerbs "NRW - Wirtschaft im Wandel".

(RP)
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