"Die Marktmacht der großen Vier ist zerbröselt"

Düsseldorf Durch den Megadeal wird der deutsche Strommarkt radikal umgebaut. Hierbei werden auch die Kartellhüter mitreden, wegen der Größe des Deals dürfte es ein Fall für die EU-Kommission werden. Über die Folgen für den Wettbewerb sprachen wir mit Justus Haucap, Professor an der Universität Düsseldorf und früher Mitglied der Monopolkommission.

Düsseldorf Durch den Megadeal wird der deutsche Strommarkt radikal umgebaut. Hierbei werden auch die Kartellhüter mitreden, wegen der Größe des Deals dürfte es ein Fall für die EU-Kommission werden. Über die Folgen für den Wettbewerb sprachen wir mit Justus Haucap, Professor an der Universität Düsseldorf und früher Mitglied der Monopolkommission.

Was bedeutet der Megadeal für Wettbewerb und Verbraucher?

Haucap Aus Wettbewerbssicht ist der Deal ziemlich unproblematisch. Die Netze unterstehen ohnehin der Regulierung durch die Bundesnetzagentur oder Landesregulierungsbehörden, dabei ist es völlig egal, ob Innogy oder Eon die Eigentümer sind. An den Netzentgelten wird sich daher nichts ändern. Im Vertrieb haben wir sowohl bei Geschäftskunden als auch bei Privatkunden einen sehr aktiven Wettbewerb mit zahlreichen Anbietern. Ob es da nun einen Anbieter mehr oder weniger gibt, ist für den Wettbewerb fast egal. Ich denke, dass es sogar positive Impulse für den Wettbewerb geben wird.

Wieso?

Haucap In der Spezialisierung auf Stromerzeugung (RWE) einerseits sowie Netze und Vertrieb (Eon) andererseits dürften Effizienzpotenziale liegen, von denen letztlich nicht nur die beiden Unternehmen profitieren, sondern auch die Verbraucher. Aus Sicht der Unternehmen macht die Fokussierung ihrer Geschäftsfelder auch Sinn. Insgesamt würde ich das Vorhaben daher - gerade auch aus Wettbewerbs- und Verbrauchersicht - durchaus positiv sehen.

Einst galten die vier Energieriesen - neben Eon und RWE noch EnBw und Vattenfall - als die vier Beherrscher des Marktes ...

haucap Vor zehn Jahren hätte ich eine solche Fusion anders beurteilt, und die Kartellbehörden hätten ein solches Vorhaben wohl auch kaum genehmigt. Inzwischen ist die Marktmacht der ehemals "großen Vier" aber fast völlig zerbröselt und die Fusion daher auch nicht kritisch.

ANTJE HÖNING STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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