Frankfurt Die Folgen der Zinserhöhung in den USA

Frankfurt · Die amerikanische Notenbank unter Führung von Janet Yellen hat den erwarteten Zinsschritt gemacht. Das wird sich positiv auf deutsche Firmen auswirken, die in den Dollarraum exportieren. Und vielleicht profitieren sogar die Sparer.

Konjunktur, Zinsen, Aktienmärkte - die Folgen der Zinserhöhung in den USA werden weltweit zu spüren sein.

Warum waren die Zinsen so lange so niedrig?

Die US-Wirtschaft ist hart von der Immobilien- und Finanzkrise getroffen worden. Deshalb hat die Notenbank die Geldschleusen weit geöffnet; die Zinsen sanken auf ein Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent. Damit sind auch die Kreditzinsen für Hausbesitzer, Verbraucher, Staat und Unternehmen gefallen. Das hat geholfen, die Wirtschaft in Gang zu halten, und den Aktienmärkten einen Boom beschert.

Was bewirkt eine Zinserhöhung?

Der Dollar wird gegenüber anderen Währungen gestärkt. Das macht es attraktiver, sein Geld im Dollarraum anzulegen. Das wird aus anderen Regionen abgezogen, könnte also andere Wirtschaftsräume schwächen. Dort fehlt dann das Geld zum Investieren. Ein stärkerer Dollar verteuert aber auch die Preise für amerikanische Produkte im Nicht-Dollarraum. Für US-Firmen könnte es also schwerer werden, ihre Produkte zu verkaufen. Gleichzeitig werden Kredite teurer.

Ist die US-Wirtschaft stark genug für einen solchen Schritt?

Die meisten Beobachter bejahen das. Die Wirtschaft wächst wieder kräftig, die Inflationsrate ist gestiegen, die Arbeitslosigkeit sinkt. Außerdem ist die Verschuldung der privaten Haushalte zurückgegangen. Der Immobilienmarkt, der in der Finanzkrise zusammengebrochen war, weil viele Hausbesitzer ihre Schulden nicht mehr zahlen konnten, ist gestärkt. Die Bauaktivität hat sich weitgehend normalisiert. Auch die Banken sind wieder stabil; die US-Regierung hat durchgegriffen und dafür gesorgt, dass marode Kreditinstitute vom Markt verschwinden.

Warum hat die Fed so lange gezögert, die Zinsen zu erhöhen?

Sie weiß um die globalen Auswirkungen ihres Handelns. Weil die Weltwirtschaft nicht so stark gewachsen ist, vor allem die Schwellenländer sich schwächer entwickeln als lange Zeit üblich, hatte die US-Notenbank Sorge, dass es wieder zu einer Kapitalflucht aus diesen Ländern kommen könnte wie Mitte 2014. Damals hatte nur die Ankündigung einer Abkehr von der Null-Zins-Politik heftige Turbulenzen ausgelöst. Die Schwellenländer sind aber auf ausländische Kredite angewiesen. Um die Investoren im Land halten zu können, könnten sie sich gezwungen sehen, die Zinsen ihrerseits zu erhöhen. Das wiederum würde ihre Konjunktur belasten. Diese Auswirkungen dürften jetzt schon "eingepreist" sein.

Was bedeutet eine Zinswende für europäische und deutsche Firmen?

Wenn der Dollar gestärkt wird, schwächt das andere Währungen, also auch den Euro. Das verbilligt die Produkte der europäischen Unternehmen im Dollarraum, die Exportwirtschaft kann mehr verkaufen und profitiert. Das kurbelt die Wirtschaft im Euroraum an.

Was bedeutet das für die Sparer?

Festverzinsliche Anlagen wie Anleihen werfen mehr Rendite ab. Das könnte die Sparer in den Dollarraum locken. Damit die nicht alle aus Europa abwandern, könnten Banken gezwungen sein, den Anlegern höhere Renditen zu zahlen. Gold, das keine Zinsen abwirft, wird weniger attraktiv, ebenso Aktien in den USA. Im Euroraum ist es umgekehrt: Solange die Zinsen so niedrig sind, bleiben Aktien attraktiv.

(RP)
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