Wegen anhaltender Kälte Die deutschen Erdgasspeicher sind fast leer

Berlin · Die Erdgasspeicher in Deutschland sind wegen der anhaltenden Kälte einem Zeitungsbericht zufolge fast leer. Der durchschnittliche Füllstand der 48 deutschen Erdgasspeicher ist demnach zum Wochenende auf den historischen Tiefstwert von 20 Prozent gefallen.

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Foto: ddp

Dies berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf aktuelle Daten des europäischen Verbandes Gas Infrastructure Europe (GIE). In vielen Regionen seien die unterirdischen Kavernen- oder Porenspeicher sogar nur noch zu weniger als fünf Prozent gefüllt.

Bei einem Füllstand von unter 60 Prozent geht den Angaben zufolge die Fähigkeit der Anlagen zur "Ausspeisung" des Gases deutlich zurück. Käme es in dieser Situation zu einem Ausfall einer Import-Pipeline, könnten die druckschwachen Speicher die fehlenden Erdgasmengen nicht mehr schnell genug ausgleichen, berichtete die Zeitung.

Die Nummer vier im deutschen Markt, die Storengy Deutschland GmbH, sowie die Leipziger Verbundnetz Gas AG als einer der großen deutschen Gasimporteure meldeten Füllstände unter zehn Prozent, hieß es. Der von einer Gasag-Tochter gesteuerte Berliner Erdgasspeicher sei nahezu leer. Andererseits gebe die Astora GmbH & Co.KG an, der größte westeuropäische Erdgasspeicher in Rheden südlich von Bremen sei noch zu einem Drittel gefüllt.

Vertreter der Gasindustrie warfen der Politik vor, das Thema Versorgungssicherheit zu vernachlässigen. In Deutschland werden rund 16,5 Millionen Wohnungen mit Erdgas beheizt. Die inländische Stromproduktion hängt zu rund elf Prozent von Erdgas-Kraftwerken ab.

Kosten steigen

Der lange Winter wird sich der Zeitung zufolge auch bei der Heizkostenrechnung negativ bemerkbar machen: Der Eigentümerverband Haus & Grund geht demnach von einem Anstieg um zehn bis 15 Prozent gegenüber dem letzten Winter aus. Bereits von Oktober bis Januar sei es etwas kälter als im Vergleichszeitraum der vorherigen Heizperiode gewesen, der ungewöhnlich kalte März habe die Kosten nun weiter nach oben getrieben. Der Bund der Energieverbraucher rechnet dem Bericht zufolge sogar mit bis zu 20 Prozent höheren Heizkosten.

Im März war es dem Deutschen Wetterdienst zufolge 4,1 Grad kälter als im langjährigen Durchschnitt. Die Wetterbeobachter ermittelten daraus insgesamt 614 sogenannte Gradtagszahlen - die Maßeinheit für die Berechnung des Heizenergiebedarfs in Abhängigkeit von der Außentemperatur. Das ist ein Plus von 51 Prozent gegenüber den 405 Gradtagszahlen im März 2012.

Was das in Euro in der Kasse von Haushalten mit Ölheizung ausmacht, errechnete im Auftrag der "WamS" die gemeinnützige Beratungsgesellschaft CO2online.de: Pro 100 Quadratmeter Wohnfläche dürften demnach für den März im Durchschnitt rund 60 Euro mehr Heizkosten anfallen als im März des vergangenen Jahres.

Für gasbeheizte Häuser und Wohnungen errechnete das Internet-Vergleichsportal TopTarif.de für die Zeitung die Auswirkungen: Demnach fielen für den Durchschnittshaushalt mit einem Jahresgasverbrauch von 11.765 Kilowattstunden im März 152,35 Euro Heizkosten an. Das wären 54 Prozent oder 53,56 Euro mehr als die 98,79 Euro, die im März 2012 zu Buche schlugen. Grund sei fast ausschließlich das kalte Wetter, denn der durchschnittliche Gaspreis lag den Angaben zufolge im März lediglich 1,7 Prozent höher als im Vorjahr.

(AFP/dpa/felt/csi)
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