Frankfurt Die Deutsche Bank schließt 188 Zweigstellen

Frankfurt · Welche Niederlassungen zugemacht werden, ist noch nicht bekannt. Womöglich fallen weniger Jobs weg als befürchtet.

Die Deutsche Bank will in Deutschland 188 ihrer 723 Filialen schließen. Im Privat- und Firmenkundengeschäft und dem deutschen Teil der Sparte "Global Transaction Banking" sollen etwa 2500 Vollzeitstellen wegfallen. Darauf hat sich das Management mit dem Betriebsrat geeinigt. Der Stellenabbau fällt damit geringer aus als ursprünglich geplant: Ursprünglich hatte die Bank in diesen Bereichen 3250 Stellen streichen wollen. Da viele Mitarbeiter in den Filialen Teilzeitkräfte sind, dürfte die Zahl der Betroffenen größer sein als 2500. Insgesamt beschäftigt die Bank in Deutschland rund 46.000 Mitarbeiter. Über alle Bereiche will sie in Deutschland 4000 Stellen streichen.

Wo die Filialen geschlossen werden, ist noch nicht bekannt. Grundsätzlich aber werde das die Ballungsräume treffen, hatte Privatkundenchef Christian Sewing in der Vergangenheit erläutert. Schließlich gibt es dort die meisten Zweigstellen. In der Fläche sei man dann immer noch mit gut 500 Filialen vertreten. Dass es nicht mehr Niederlassungen trifft, liegt auch daran, dass man mehr Stellen in Deutschland retten konnte - zu Lasten einiger im Ausland.

Die Mitarbeiter erhalten Abfindungen. Schnellentschlossene werden belohnt. Wer innerhalb von vier Wochen geht, erhält 10.000 Euro extra. Die Bank bemüht sich zudem, den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. So dürfte man es nicht nötig haben, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen, auch wenn ein Verzicht nicht ausdrücklich vereinbart wurde. "Das dürfte gelingen", glaubt Dieter Hein vom Analysehaus fairresearch und verweist auf die normale Fluktuation von Mitarbeitern, die entweder in Rente gehen oder nach der Ausbildung nicht übernommen werden beziehungsweise zum Studium wechseln.

Die von den Filialzusammenlegungen betroffenen Kunden will die Deutsche Bank "rechtzeitig informieren". Deren IBAN und BIC blieben unverändert, hieß es. Künftig soll die Beratung stärker digital ablaufen. So kündigte das Management an, im kommenden Jahr sieben große Beratungscenter zu eröffnen, die die Kunden außerhalb der Banköffnungszeiten via Chat, Video oder Telefon beraten sollen. All diese Maßnahmen begründete die Konzernführung mit "veränderten Kundenverhalten und -wünschen".

Die Sparte Privat- und Firmenkunden in Deutschland hatte 2015 rote Zahlen geschrieben, war jedoch im ersten Quartal wieder in die Gewinnzone gekommen - wenn auch nur mit 71 Millionen Euro. Analysten sehen die Einigung als wichtigen Schritt. Aber: Der Weg sei noch lang für die Bank. "Die Deutsche Bank hat immer noch ein Kostenproblem", analysiert Dieter Hein. Sie habe ihre Ziele zum Abbau von Kosten und Mitarbeitern in den Jahren 2012 bis 2015 schon nicht erreicht. Er setzt die Zahlen ins Verhältnis zu einem anderen großen Posten: den Boni. Die werden vor allem an die Investmentbanker ausgeschüttet. Selbst 2015, als die Bank 6,7 Milliarden Euro Verlust geschrieben habe, habe sie dennoch 2,4 Milliarden Euro Boni gezahlt. Zwar hatte der Vorstand auf Sonderzahlungen verzichtet: "Das waren doch nur symbolische Gesten", meint Hein.

(RP)
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